1. Blinde Weihnachten


    Datum: 13.12.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Kastor Aldebaran

    ... Beziehung war ich gehemmt. Wie es aussah, war Anna anderer Meinung, redete nicht lange um den heißen Brei herum.
    
    "Also ja, ich bin schon immer blind gewesen, wurde ohne Sehvermögen geboren. Das kommt nicht oft vor, wie man denkt, die meisten erblinden durch Krankheit oder Unfall. Damit haben wir das schon mal geklärt. Und was machst du so, wenn du nicht mit wildfremden, blinden Frauen unterwegs bist?", wollte sie wissen, schien an mir interessiert zu sein.
    
    "Nicht viel. Arbeite, sofern es geht. Jetzt im Homeoffice, per Computer. Es ist den seltsamen Zeiten geschuldet. Früher habe ich immer gedacht, es wäre der Heilige Gral, hatte es mir als besonders erstrebenswert vorgestellt, als den Himmel auf Erden. Nicht mehr zur Arbeit fahren müssen, sich selber die Zeit einteilen, eine Art von Freiheit genießen!", fing ich an und Anna unterbrach mich. "Früher? Jetzt nicht mehr?", wollte sie wissen.
    
    "Ich weiß nicht, der Kontakt zu meinen Arbeitskollegen, das soziale Interagieren, fehlt mir mehr als gedacht. Bei mir Zuhause ist es fast zu ruhig, es gibt keinen Tratsch und Klatsch mehr, ich höre niemanden was sagen. Es klingt seltsam, auch die Gerüche, die Atmosphäre fehlt mir, selbst der Streit über frische Luft, der Sinn oder Unsinn hinter dem Öffnen der Fenster!", versuchte ich es zu erklären und Anna nickte.
    
    "Ja, es gibt uns das Gefühl nicht alleine zu sein. Übrigens, du riechst gut!", ließ sie mit einfließen und ich musste lächeln. Bevor ich das Haus verließ, frischte ich ...
    ... mein Deo immer auf, ich mochte es nicht zu stinken.
    
    "Danke, sehr freundlich von dir!"
    
    Anna lachte leise und schmunzelte in sich hinein.
    
    "Ich nehme die Welt anders wahr als du, meine Ohren hören anders als deine, Gerüche sind für mich ebenfalls wichtig. Sie ersetzten meine Augen, sind die Sinne, auf die ich mich verlassen muss!"
    
    In diesem Moment kamen wir beim Discounter an, setzten unsere Masken auf und ich besorgte einen Einkaufswagen, Anna hielt sich seitlich daran fest, ich schob ihn langsam in das Geschäft, achtete dabei darauf, dass Anna nirgends gegen lief. Nicht einfach bei den beengten Verhältnissen. "Was brauchst du denn?", wollte ich von ihr wissen und sie erklärte es mir.
    
    "Ein paar Kekse, Brot, Äpfel wären nicht schlecht und Vanillesoße sowie Marzipanrohmasse!", erklärte sie.
    
    "Hört sich nach Bratäpfeln an. Lecker!", sagte ich und sie nickte.
    
    "Gut erkannt junger Mann. Dazu brauche ich Glühwein und Rum. Es ist bei uns eine Art Tradition, gab es immer am Heiligen Abend!"
    
    "Das kenne ich nicht!", gab ich ehrlich zu.
    
    "Nein, ist irgendwie entstanden, keiner weiß mehr warum genau. Es gibt Vermutungen!"
    
    Wir fuhren weiter und ich suchte nach den entsprechenden Produkten.
    
    "Welche sollen es denn sein?", fragte ich Anna.
    
    "Nicht die Teuersten. Sie haben es nicht verdient!", antwortete Anna mir und ich hörte eine leicht verbitterte Stimme heraus.
    
    "Sie haben es nicht verdient?", wiederholte ich daher, war neugierig auf die Erklärung. "Nein. ...
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