1. Sturmnacht


    Datum: 30.01.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... um ihre Schwester.
    
    Solange sie denken konnte, hatte sie sich quasi täglich in mindestens einer Situation über Lenas vorlaute und selbstbewusste, nicht selten besserwisserische bis rechthaberische Art geärgert. Sich von ihr als hilflose und gehemmte, mit ihrem Leben überforderte Grüblerin herunterputzen lassen müssen.
    
    Und es ihr heimgezahlt, indem sie sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit arrogant als dummen und unreifen, naseweisen Kindskopf hingestellt hatte.
    
    Eigentlich hätte es ihr also geradezu ein sadistisches Vergnügen sein müssen, sich an Lenas völliger Aufgelöstheit ob eines simplen Gewitters zu weiden. Sie dafür zu verhöhnen und zu verspotten.
    
    Stattdessen brach es Katja aber das Herz, ihre Schwester nun so verängstigt und verzweifelt zu erleben. Und sie wünschte sich in diesem Moment nichts so sehr, wie irgendetwas tun zu können, damit Lena sich wieder besser fühlte.
    
    „Du hast sie eben trotzdem lieb“, schoss es Katja durch den Kopf, „trotz allem.“
    
    Tatsächlich tat ihr es oft weh, zu erleben, welch enge, vertrauensvolle und herzliche Beziehungen andere Leute in ihrem Alter – Freunde, oder Klassenkameraden – zu ihren Geschwistern hatten.
    
    Und gab es auch nicht wenige Momente, in denen sie Lena am liebsten einfach in den Arm genommen, geherzt und geküsst hätte. Weil sie nicht nur eine unausstehliche, bauernschlaue Nervensäge sein konnte, sondern ebenso ein durchaus kluger, witziger und zum Anbeißen süßer kleiner Frechdachs!
    
    Wahrscheinlich hatten ...
    ... sie jenseits ihren Tag für Tag Streit und Konflikte heraufbeschwörenden Unterschieden in Wahrheit doch sehr viel mehr miteinander gemeinsam. Nicht nur, dass sie einander bis aufs Haar glichen.
    
    Und möglicherweise war es sogar alles andere als bloß Zufall, sondern vielmehr eine gewollte Fügung des Schicksals, dass sie während dieses Lena so verängstigenden Jahrhundertgewitters allein miteinander waren, so dass diese ihre Feindschaft ignorierte, und bei ihr Schutz und Trost suchte?
    
    Sollte es bewusst so sein, dass dieses Ereignis ihnen beiden die Augen dafür öffnete, wie wichtig sie einander wirklich waren?
    
    Katja wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie ihrer Schwester nun unbedingt etwas sagen musste!
    
    Vorsichtig strich sie Lenas Haar hinter deren Ohr.
    
    „Ich hab dich lieb, Lena!“, flüsterte sie ihr zu.
    
    „Pass aber trotzdem auf“, schniefte Lena, „deine Bettdecke rutscht nämlich!“
    
    Mit so einer Antwort hatte Katja nun wirklich nicht gerechnet, war für einen kurzen Moment völlig überrascht und ratlos. Dann schaute sie an sich hinab.
    
    Lena hatte Recht. Da Katja ihr Oberbett nicht mehr mit einer Hand unterhalb ihres Schlüsselbeins festgehalten hatte, war es ihr ein ganzes Stück weit hinuntergerutscht. Oberhalb seines Saumes lugten ihre Brustwarzen fast schon bis zur Hälfte hervor.
    
    „Blödes Teil“, murmelte sie mit deutlich hörbar nur gespieltem Ärger, und zog es mit einer schnellen Armbewegung lachend bis unter ihren Bauchnabel herunter.
    
    Es war doch sowieso ...
«1234...»