Beziehungsunfähig 8
Datum: 03.04.2021,
Kategorien:
Humor
Autor: E-w-K
... damals der Ersatz zum Wehrdienst.
Durch das Ausspielen einiger Beziehungen, die meine Mutter aus ihrem früheren Arbeitsumfeld noch hatte, ergatterte ich eine Stelle direkt in meinem Heimatort; in dem ansässigen Krankenhaus.
Nun bin ich nicht der Typ, der sich um den Ausfluss, egal welcher Art, anderer Leute kümmern kann. Nicht, weil ich mir zu schade dafür bin.
Ich hätte nur in so einem Arbeitsfeld eher dafür gesorgt, dass sich die Ausflussmenge verdoppelt. Mindestens verdoppelt.
Aber ich will nicht angeben.
So wurde ich in die Richtung Technik und Transport gesteckt.
Das hieß unterm Strich Wäschewaschen, in der Apotheke Medikamente sortieren und Handlangerarbeiten für die Haustechnik vollbringen. Kein Problem soweit.
Mein größter Aufgabenbereich lag aber im Transport. Sowohl von Patienten als auch Blutkonserven und Anderem. Und ich kann rückblickend sagen, dass ich diese Zeit nicht missen möchte.
Da ich aus einem Dreischichtsystem mit Zeitlohn in den Zivildienst kam, empfand ich diesen mit seinen vielen Aufgaben, unter denen so manch Festangestellter ächzte, als achtzehn Monate andauernden Urlaub.
Hier und da mal was schrauben oder basteln, oder in der Weltgeschichte herum gondeln. Und alles immer ganz wichtig.
In dieser Zeit hatte ich auch meinen ersten Kontakt mit einem neuen Phänomen, welches sich seinen Platz auf dem Markt suchte.
Es nannte sich Handy und war eine Art Mobiltelefon. Wir hatten das dienstlich, um jederzeit erreichbar sein ...
... zu können. Ich bezweifelte, ob sich das durchsetzen würde; wer will schon immer erreichbar sein.
Aber ich hatte da keine Wahl.
Mein Modell war von Motorola. Den Typ weiß ich nicht mehr; ich nannte es liebevoll 'Brikett'. Von der Größe und dem Gewicht zumindest kam es hin.
Es hatte zwei Akkus, deren maximale Nutzbarkeit acht Stunden betrug. Jedenfalls der Eine; der Andere war durch falsches Laden auf zwei Stunden gedrosselt.
So war ich eigentlich mehr damit beschäftigt, die Akkus zu laden als zu telefonieren.
Bei einem Minutenpreis von 1,79 D-Mark fand das auch niemand so schlimm.
Den gewaltigsten Unterschied, den ich zu meinem bislang gewohnten Beschäftigungsumfeld erkannte, lag jedoch in der Geschlechterverteilung.
War ich es gewohnt, in einer eher männerlastigen Umgebung zu arbeiten, in der Frauen nur die Ausnahme bildeten, war es nun komplett herumgedreht.
Schwestern und Schwesterschülerinnen, wohin man kam. Und aller Couleur.
Ja, ich will es nicht klein reden; es war eine schöne Zeit. Angenehmer Umgang. Abende im Schwesternwohnheim, in das man sich ab und zu hinein schmuggeln konnte.
Wer allerdings denkt, dass dann eventuell die 'Post abging', ja sogar 'die Kuh geflogen war' hat meiner Ansicht nach zu viele "Eis am Stiel" Filme gesehen.
Männerbesuch nach 20 Uhr war strikt untersagt, ein Verstoß konnte bis zur Kündigung des Ausbildungsverhältnisses geahndet werden. Und das wollte keiner riskieren.
Klar wurde auch hier und da mal ein Auge ...