1. Prosperos Revier


    Datum: 19.05.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Futter gelegt. Die hat er tatsächlich aufgefressen."
    
    Sie lachte herzlich.
    
    "Ja, manchmal hat er ganz komische Anwandlungen. Einmal hatte ihm ein Bekannter einen Rest von seinem Gyros hingelegt, den er nicht mehr essen wollte. Prospero hat sich draufgestürzt, aber hat nur das Brot und irrerweise die Zwiebeln gefressen. Mein Bekannter ist völlig vom Glauben abgefallen. Meinte, ich hatte das arme Tier mit meinem vegetarischen Fimmel wohl total verrückt gemacht."
    
    "War René eigentlich auch Vegetarier?"
    
    "Natürlich nicht. Wir passten insgesamt überhaupt nicht zueinander. Auch da hätte ich dem Instinkt meines Katers vertrauen sollen. Der mochte ihn von Anfang an nicht. Ich war total verliebt, und habe alle die Warnsignale nicht gesehen. Nicht sehen wollen, oder nicht sehen können. Liebe kann schrecklich blind machen."
    
    "Wie alt ist er eigentlich?"
    
    "Schon sechs. Ich habe ihn schon seit er winziges Kätzchen war, gerade der Mutter entwöhnt. Er war total drollig, als er klein war. Manchmal ist er das immer noch."
    
    "Ja, total. Gestern mit dem Napf... Na, und in mein Herz ist er reinspaziert, als gehöre sich das einfach so. Nun gut, die Wohnung und alles, was drin und drum herum ist, betrachtet er wahrscheinlich als sein Revier."
    
    "Er hatte nie Probleme, offene Türen einzurennen. Und dein Herz ist offenbar nicht nur sperrangelweit offen, sondern verfügt über eine Menge Platz", meinte sie lächelnd, schmiegte sich an mich und legte ihre Hand auf meine Brust.
    
    Nur ...
    ... kurz, dann gesellte sie sich zu meiner, und wir nahmen das abgebrochene Streicheln vom Vorabend wieder auf. In wohliger Stille kippte sie ihren Kopf in den Nacken und sah mich an. Da war so viel Sehnsucht, Liebe und Zärtlichkeit in diesem Blick, dass ich mich von Wärme und Zuneigung geflutet fühlte. Konnte gar nicht anders, als darauf zu reagieren.
    
    Langsam auf ihre weichen Lippen zuzusteuern, und dann vor Verzückung in unserem ersten richtigen Kuss zu vergehen. Ein feines, zärtliches Spiel nur, das unsere Zungen da begannen. Kein Fordern, kein Wollen, einfach nur Andacht und Freude, über die Vertiefung unserer Intimität. Wir lösten uns, und unsere Hände fanden nun den Weg ins Gesicht des anderen.
    
    Strichen, hauchten ganz zart über die Haut des anderen, liebkosten einander in exquisiter Zärtlichkeit. Rieben leicht unsere Gesichter aneinander, ließen unsere Lippen wieder zueinander finden. Ich ahnte, dass wir ähnlich empfanden, diese Vollständigkeit, Vollkommenheit, das so wunderbar Neue und dennoch urbekannte Gefühl des instinktiven Vertrauens, das über das Körperliche hinausging.
    
    Uns weiter öffnete, Möglichkeiten schaffte, aber doch freie Wahl ließ, diese zu verfolgen. Etwas aus einem Star Trek Film kam mir kurz in meinen sonst völlig klaren und gedankenlosen Sinn. Nur der Begriff: ein perfekter Moment. In sich absolut und durch nichts in seiner Reinheit und Schönheit zu verbessern oder zu steigern. Nur hier eine Folge davon.
    
    Außer durch einen tretelnden, brummenden ...
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