1. Prosperos Revier


    Datum: 19.05.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... zur Sorge gegeben. Bis sie dann bei einer vermeintlich harmlosen Schilddrüsen-Operation einen Herzstillstand bekam, und die Ärzte sie nicht mehr ins Leben zurückholen konnten.
    
    Was genau das ausgelöst hatte, wäre ohne eine Obduktion nicht festzustellen gewesen. Ich sah den Sinn nicht, der Grund ihres Ablebens, oder das Wissen um einen möglichen Fehler der Ärzte, würde sie auch nicht mehr zurückbringen. Also bat ich sie, davon abzusehen.
    
    Huch? Besuch beendet? Der Kater rappelte sich wieder auf und ging zielsicher zurück in die Küche. Anstatt jedoch, wie vermutet, das Weite zu suchen, baute er sich vor dem eingebauten Vorratsschrank auf und miaute. Aha.
    
    "Oje, du hast Hunger? Du wirst lachen, aber ich bin auf feline Besucher leider nicht eingestellt. Zu deinem Pech bin zu allem Überfluss noch Vegetarier und kein Milchtrinker. Hm. Was trinken? Ich könnte dir zumindest ein Schälchen Wasser anbieten." Tja, das angebotene Schälchen betrachtete er erst eine Weile mit sichtlicher Verachtung, bevor er doch ein paar Schlückchen trank. Und wenn ich jetzt schnell einkaufen ging? Eigentlich brauchte ich selbst Kaffee und ein paar Kleinigkeiten. Nicht weit von der Wohnung gab es einen großen Supermarkt, der auf jeden Fall Katzenfutter hatte, wenn nicht noch mehr.
    
    Mann, was gingen mir da für komische Sachen durch den Kopf? Wieso kam ich auf die Idee, diesen Streuner hier bewirten zu müssen? Er verzog sich wieder ins Wohnzimmer und würdigte mich keines Blickes mehr. Okay, wenn er ...
    ... wirklich hungrig war... Was soll's.
    
    "Ich gehe uns schnell was einkaufen. Versprichst du mir in meiner Abwesenheit nicht die Wohnung umzuräumen?"
    
    Okay. Manch einer wird auch schon mit Mitte Vierzig alt und wunderlich, offenbar. Warum blubberte ich die ganze Zeit dieses Viech an? Aber ich verließ mich darauf, dass er einigermaßen wohlerzogen war, und ließ ihn allein, um Kaffee und Futter zu besorgen.
    
    Im Hausflur traf ich meine Nachbarin, die mich erfreut begrüßte. Die kannte mich schon, als ich noch in Windeln geschissen hatte.
    
    "Moin, Frau Schubert. Soll ich ihnen die Tüten kurz raufbringen?"
    
    "Lass ruhig, Lars. Das schaffe ich noch, die sind nicht schwer. Herrlicher Morgen nicht wahr?"
    
    "Ja, sehr schön. Ehm... sagen sie mal, sie kannten doch die Leute, die hier vorher in meiner Wohnung gelebt haben... hatten die vielleicht einen rotweißen Kater?"
    
    "Den Prospero, natürlich. Ein ganz liebes Tier. Deine Mutter hat er geliebt. Er ist ihr im Garten immer um die Beine gestrichen, wenn sie dort war. Wie kommst du darauf?"
    
    "Ehm... es sieht so aus, als hatte er Sehnsucht nach seinem alten Revier. Er ruht sich gerade auf meinem Sofa aus."
    
    Sie lachte.
    
    "Das kann ich mir vorstellen. Bei dem schönen Garten. Hier gibt es so einen hässlichen schwarzen Kater, der ist fast doppelt so groß. Den hat er trotzdem immer in die Flucht geschlagen. Im Frühling und Frühsommer haben die beiden sich immer angesungen. Wie Kater das so tun. Sich stundenlang angestarrt, bis einer ...
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