1. Prosperos Revier


    Datum: 19.05.2021, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Peinlichkeit schmoren, bevor sie fortfuhr. "Danke für das Angebot. Ich begreife immer noch nicht, wie er den Weg hierher finden konnte. Kathrins Wohnung ist echt weit weg. Und wir sind ja nicht mal von hier losgefahren, sondern von meiner Wohnung aus. Wann ist er hier angekommen?"
    
    "Samstagmorgen."
    
    "Freitagmorgen hat sie ihn das letzte Mal gesehen. Das ist echt eine unglaubliche Leistung. Er war schon immer was Besonderes."
    
    "Das finde ich allerdings auch. Er mag Chopin."
    
    Jetzt bekam ich wieder das blitzende Weiß ihrer Zähne angeboten.
    
    "Dann hast du ihn mir nicht völlig umgedreht. Ich hatte schon Bedenken, als du vom Fußball erzählt hast."
    
    "Er ist halt ein Mann. Das verstehst du wahrscheinlich nicht. Und er wird mir fehlen. Ich weiß gar nicht, mit wem ich mich jetzt über Muschis austauschen soll", gab ich bekannt, ohne den mindesten Zweifel, dass ich dafür nicht Empörung ernten würde. Genau. Sie lachte sich halb schlapp.
    
    "Langsam verstehe ich, warum er sich hier so wohlfühlt."
    
    "Langsam verstehe ich immer weniger, warum er jetzt nicht mehr hier mit dir lebt."
    
    "Vielleicht, wenn ich dir erzähle, dass ich in diesem Zimmer bestimmt ein Jahr nicht mehr so herzlich gelacht habe?"
    
    "Das erklärt vieles. Auch schien dein Ex deine Liebe zu diesem wundervollen Tier nicht zu teilen."
    
    "Auch das. Mir kamen Zweifel auf, ob er überhaupt zu solchen Gefühlen fähig ist."
    
    "Ah. Hast du mal geprüft, ob er ein Android ist? Eine andere Erklärung, die nicht für dich ...
    ... zu entwickeln, hätte ich sonst so spontan nicht."
    
    "Er verbrachte verdächtig viel Zeit in seiner Werkstatt im Schuppen draußen. Wahrscheinlich Wartungsarbeiten. Du hast Recht. Warum bin ich da nie draufgekommen? Er sieht so menschenähnlich aus. Ich hätte es trotzdem wissen müssen."
    
    "Wie lange hast du dich mit ihm gequält?"
    
    "Zu lange. Vier Jahre."
    
    "Dann hält sich die Trauer in Grenzen?"
    
    "Die ja. Die Erschütterung über meine eigene Dummheit wirkt allerdings immer noch nach."
    
    "Ah, das Gefühl ist mir nur zu vertraut. Nun ja, ich habe mich letzthin sorgfältig aus Situationen extrahiert, wo das wieder aufkommen könnte."
    
    "Das ist aber sicher auch nicht abendfüllend."
    
    "Die Abende gehen noch, nur nachts wird's eng. Beziehungsweise unangenehm leer in manchen Möbeln. Vor allem jetzt, da mein Fußwärmer sich verabschieden wird."
    
    "Das hat er bei dir auch gemacht? Prospero schäm dich. Einfach so mit fremden Männern ins Bett!"
    
    "Das solltest du ihm nicht vorwerfen. Es war Liebe auf den ersten Blick."
    
    "Daran glaubst du?"
    
    "Du nicht?"
    
    "Ich glaube, ich sollte meinen kleinen Wonneproppen jetzt langsam einladen und von dannen ziehen."
    
    "Bevor du's tust?"
    
    "Das ist jetzt deine Interpretation. Er wird schon ganz unruhig."
    
    "Es ist gleich sieben. Normalerweise essen wir gemeinsam um diese Zeit."
    
    "Ja, er ist ein Gewohnheitstier. Das gilt für mich ebenfalls, das ist auch meine Zeit."
    
    "Dann bleib doch hier, und wir essen gemeinsam."
    
    "Jetzt wird mir ...
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