1. Avatar - Teil 01


    Datum: 06.12.2021, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... gegebenenfalls die Gesprächspartner überwachen, falls diese sich trennen sollten."
    
    Der hohe Herr sah mich forschend an. Seine Stirn legte sich in Falten. Er überlegte:
    
    „Junge Frau, haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ich dann noch jemanden in das Geheimnis einweihen müsste? Außerdem habe ich schon mit Frau Lipari gesprochen. Sie haben Ihre Rolle gut genug gespielt. Das nächste Mal strengen Sie sich bitte noch ein bisschen mehr an. Ich habe Ihrer Chefin alle Freiheiten gegeben. Melden Sie sich in ihrem Büro, Danielle Klose."
    
    Er drehte sich um und verschwand, bevor ich ihm eine Antwort geben konnte. Meine Gedanken purzelten durcheinander. So hatte ich mir den Gesprächstermin nicht vorgestellt.
    
    Es war ohne Zweifel eine direkte Aufforderung gewesen. Die konnte ich nicht so einfach ignorieren. Ich ging also in das Büro von Frau Lipari. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch und las in Papieren. Ich begrüßte sie höflich:
    
    „Guten Tag, Frau Lipari. Herr Oberst Latter hat mir gesagt, dass Sie mich zu sprechen wünschen?"
    
    Auf ihre Erwiderung und vor allen Dingen die Art Erwiderung war ich nun überhaupt nicht gefasst.
    
    „Daniel, erstens haben wir uns gestern darauf geeinigt, dass Du mich Mia nennst und dass Du mich duzt. Zweitens habe ich Dir davon abgeraten, zum Chef zu gehen bzw. den Auftrag von ihm nicht ausreichend anzunehmen. Beides hast Du nicht beachtet. Hast Du etwas dazu zu sagen?"
    
    Der strenge Tonfall brachte mich aus dem Konzept. Woher sollte ich denn ...
    ... wissen, dass ich sie auch im Büro mit Vornamen anreden sollte? Das war nicht gerecht!
    
    „Ähh, Mia also. Ich wusste nicht, dass das mit dem Vornamen auch für das Büro galt. Und ich habe mich nicht beschwert, Frau..., Ähh, ich meine natürlich Mia."
    
    Ihre Stirn zeigte noch mehr Runzeln, als ich antwortete. Sie nahm sich einen Moment Zeit, bevor sie ihre Antwort formulierte:
    
    „Deine Antwort ist schon ein Musterbeispiel dafür, dass Du den Auftrag nicht richtig ernst nimmst. Wir haben doch gestern festgestellt, dass Du noch viel besser in die Rolle von Daniel schlüpfen musst. Das geht nur, wenn es ein komplettes Eintauchen von Dir in den Part als Daniel gibt."
    
    Jetzt war ich komplett von der Rolle. Das durfte doch nicht wahr sein! Das würde doch die Kollegen mitbekommen. Ich war in Panik.
    
    „Bitte, bitte nicht. Frau Li..., Ich meine natürlich, Mia. Das geht... Ich meine, ich wäre dabei meinen Kollegen komplett blamiert!"
    
    Sie sah mich an. Sie überlegte und nickte dann etwas widerstrebend. Sie seufzte etwas: „Na schön, Danielle. Das Argument begreife ich. Für die Dauer des Auftrages wirst Du nicht mehr hier arbeiten. Wir werden mein Haus als Standort verwenden. Die Kollegen brauchen nur zu wissen, dass Du in meinem Auftrage an einem besonderen Projekt arbeitest. Vom Chef habe ich alle Vollmachten. Das macht also keine Schwierigkeiten. Wir fahren gleich los."
    
    Auf der Fahrt zu ihrem Haus war ich relativ still. Sie erläuterte noch einmal in aller Ruhe, dass dies alles keine ...
«12...151617...27»