Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 10 – Der Reitausflug
Datum: 14.05.2019,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
Am Abend sprachen Inês und Nadine nochmal miteinander. Nadine klärte Inês über ihren zwischenzeitlichen Entschluss auf. Sie wolle ihr Leben in Weeslow ab jetzt auf das Nötigste reduzieren. Und sie werde weiter in Vollzeit in Berlin in der H:S weiterarbeiten, sie habe da schon länger ein entsprechendes Angebot von Reichenbacher. Für die Kinder sei es besser, wenn sie ihren Mittelpunkt nur noch in Berlin hätten. Michael werde schon darüber hinwegkommen.
„Und ich?“ fragte Inês ängstlich.
„Genau das wollte ich Dich fragen, Inês. Was möchtest Du?“
Es war seit langem das erste Mal, dass sie das von jemandem gefragt wurde. Erst recht von Nadine. Entsprechend überrumpelt war sie. Es machte ihr nicht leichter, dass in diesem Augenblick Julia ins Zimmer kam und sich an sie kuschelte.
„Ich liebe Dich.“ flüsterte Inês in den Hörer. „Und ich liebe Julia.“ ergänzte sie. Julia strahlte sie an. Deren vollen schönen Brüste schienen vor Freude zu vibrieren.
In diesem Augenblick wurde Inês klar, dass sie sich tatsächlich über alles in dieses junge, blonde Mädchen verliebt hatte. Nadine war ihre gute Freundin, ihre Vertraute, ja auch ihre Geliebte. Aber Julia gehörte ihr ganzes Herz und ihr ganzer Leib. Julia war ihre Zukunft.
Und nicht etwa ein Mann. Dieser zweite Gedanke schnürte ihr kurz die Kehle zusammen. Sie liebte eine Frau, so wie sie noch nie einen Mann geliebt hatte. Vielleicht auch niemals lieben würde. Sie musste fast zwanzig Jahre alt werden, um zu erkennen, wie ...
... viel eine Frau ihr bedeuten konnte.
Als Julia sich wieder erhob, um zu den anderen zurückzugehen, beendete Inês alsbald das Gespräch mit Nadine unter vielen Liebesbeschwörungen, und ging nach draußen, aber nicht zur Terrasse, sondern vorn hinaus, und begab sich auf den Fußweg zum See. Sie musste nachdenken. Liebe ich wirklich Frauen? Anstelle von Männern? Oder beides? Sie war klug genug zu wissen, dass ihre bisherigen Erfahrungen in Sachen Liebe noch sehr übersichtlich waren, und sie das wohl noch gar nicht wissen konnte. Aber Julia hatte in ihr ganz andere Gefühle geweckt als alle anderen vorher, egal ob York und Jesse oder Nadine oder Niklas, und erst recht als alle anderen Schwärmereien vorher. Das, was die drei Männer in ihrem bisherigen Sexleben mit ihr gemacht hatten, war wunderbar gewesen. In dieser Hinsicht konnte sie Männer lieben – oder besser: begehren. Und sie als Männer auch bewundern und verehren. Nadine hingegen hatte sie sowohl begehrt als auch geliebt. Und als Frau auch bewundert. Doch in Julia war sie zum ersten Mal wirklich mit Leib und Seele richtig verliebt. Nach nur zehn Stunden wusste sie dies mit Gewissheit.
Also was tun? Hier bleiben, in Weeslow? Das wäre das Größte. Und nur hier gelegentlich Nadine treffen? Schon dieser Gedanke hinterließ ein flaues Gefühl im Magen. Dazwischen wochenlanger Verzicht auf Nadine, auf York? Und auf Sara und Ivy! Gerade diese beiden süßen Racker fehlten ihr jetzt schon. Sie war doch deren Familienmädchen! Und Niklas? ...