1. Die fremde Frau auf dem Fährschiff


    Datum: 20.05.2019, Kategorien: Reif Autor: grauhaariger

    ... konsterniert.
    
    "Wir san da drübn;" deutete er mit dem Kopf und drückte mir zwanzig Euro in die Hand. "Für mei Frau und mich an Americano! Schwarz! Und deinen halt!"
    
    Ehe ich antworten konnte, war er bereits wieder in Richtung seiner Frau unterwegs.
    
    "Danke!" Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Frau, als ich den Kaffee auf dem Tischchen vor ihr abstellte. "Bitte gerne!" beeilte ich mich zu antworten. "Setz Dich doch!" Die Frau bot mir den freien Stuhl ihr gegenüber an.
    
    Natürlich nahm ich ihre Einladung an. "Du beobachtest mich schon den ganzen Tag!", stellte die Unbekannte fest. Müsste ich mich ertappt fühlen? Wurde ich rot?
    
    "Judith;" stellte sie sich vor. "Und mein Mann Robert." Sie sah ihren Begleiter kurz an. "Und wer bist Du?"
    
    "Jonas! Jonas Krimm!" Und ja, ich fühlte mich ertappt!
    
    "Sag jetzt nicht, ich gefalle Dir!" Hörte ich da ein Lachen in ihrer Stimme?
    
    "Doch; ja; nein!" Oh, wie peinlich, was ich da von mir gab!
    
    "Ich fand es irgendwie," mit kurzem Zögern sprach ich weiter, "dekadent heute Morgen. Mit dem Campingstuhl. Im Hafen. Und doch stilvoll!"
    
    Judith lachte. "Und die Frau, die ihren Mann so im Griff hat, dass er ihr sogar einen Stuhl aus dem Auto holt, damit sie nicht stehen muss oder im Auto sitzen, möchtest Du kennenlernen?"
    
    "Ja, so ähnlich!" Ich versuchte mich irgendwie zu erklären.
    
    Alle Drei schlürften wir an unserem Kaffee. "Erzähl doch was von Dir;" meinte Judith interessiert. "Was machst Du so?"
    
    In den nächsten ...
    ... Minuten erzählte ich in Kurzform aus meinem Leben und warum ich hier mit der Fähre unterwegs war.
    
    Beide hörten mir durchaus aufmerksam zu. Als ich dann die Gegenfrage stellte und nach ihrem Leben fragte, stand Judith auf. "Komm, gehen wir an die Reling!" Ihre Bitte ließ keinen Protest zu. Sie ging voraus und suchte eine doch eher windgeschützte Stelle. Erst schauten wir, ohne ein Wort zu wechseln eine Weile nebeneinanderstehend aufs Meer hinaus. Dann meinte sie: "Du gefällst mir", und fragte weiter: "Hattest Du schon einmal eine Freundin in meinem Alter?" Dabei drehte sie sich um hundertachtzig Grad, so dass sie die Reling im Rücken hatte.
    
    Ich verneinte.
    
    "Wartet denn irgendwo eine junge Frau auf Dich?" Dieser Punkt schien sie sehr zu interessieren, denn sie sah mir dabei eindringlich in die Augen.
    
    "Nein!" antwortete ich wahrheitsgemäß. Und nach ein paar Momenten, die ich zum Überlegen brauchte, was ich denn alles preisgeben wollte, merkte ich mit leichter Bitterkeit in der Stimme an: "Meiner letzten Freundin war ich zu unerfahren, nicht aufregend genug.
    
    "Wie das denn?" Judith schien erstaunt.
    
    "Sie hatte eine Affäre mit einem älteren verheirateten Mann angefangen. Und der konnte einfach alles besser als ich..."
    
    "Während sie mit Dir zusammen war?"
    
    "Nein, so war sie dann doch nicht!" Jetzt musste ich Lena schon verteidigen. "Unsere Beziehung lief gerade nicht so gut und ich habe mit..."
    
    "...ner anderen gevögelt!" vervollständigte Judith meinen Satz.
    
    "Ja," ...
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