Die Kunst, eine Affäre zu vermeiden
Datum: 25.07.2022,
Kategorien:
Humor
Autor: Maria_Heinz
Sie saßen neben einander am Schreibtisch, er rückte immer näher,
ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie genoss die Berührung seines
linken Armes so sehr-
aber was in aller Welt ritt ihn denn?
Wenn jemand sie beide sah...nein, nicht einmal ganz dicht beieinander durften sie sitzen!
Es durfte niemand; kein Mensch auch nur Verdacht schöpfen...
denn DAS Gerede wäre für sie beide tödlich!
Im Grunde genommen war ja auch nichts. Nichts, was man in Worte
fassen konnte. Noch nicht.
Denn sie fing schon so lange seine begehrlichen Blicke auf...
er.
Er hatte damit angefangen.
Ok, er gab sich IMMER so.
Ständig Sprüche. Das war sie gewohnt. Sie reagierte nicht darauf.
Hatte zumindest nicht reagiert.
Bis sie endlich nach der vierten Niederlage innerhalb eines Jahres
doch schwach geworden war.
Oh ja, sie war schwach. Sehr schwach. Und er war so...aufregend!
Er konnte sie mit seiner Art zur Weißglut treiben- besonders,
wenn er herum kommandierte. Dann gab sie ihm paroli- auf ziemlich
direkte Art. Das gefiel ihr. Dann konnte sie wenigstens direkt
etwas sagen...
Im Grunde genommen hatte sie nach der letzten, wirklich herben
Enttäuschung nur ihre Liebe von einem Mann auf den anderen übertragen...und hatte in ihrem Chef malwieder ein perfekt ins
Beuteschema passendes Objekt gefunden!
Das Aufregende an ihm war, dass sie erst nach und nach
entdeckte, wie interessant und … gutaussehend er tatsächlich war!
Groß, schlank, ...
... lebenserfahren, intelligent, sportlich...
und verheiratet, Vater von zwei kleinen Kindern.
Was er ihr aber auch ständig für Dinger an den Kopf warf!
Da war der Spruch- hinter ihrem Rücken, seufzend- „Ach, ja...
ich brauch einen Liebestrank...“
Oder er erwähnte andauernd schlechten Sex...
erzählte von seinen Prostataproblemen...
Heute morgen hatte er im Büro von seiner „Schwanenhand“
(einer Erkrankung der Handsehnen, bei der durch Knoten-
bildung die Finger immer krummer wurden) erzählt, und
dem Praktikanten doch tatsächlich an den Kopf gehauen,
er meine wohl, das käme vom Wichsen...
Sie hatte nach dem einen Jahr Zusammenarbeit den Eindruck
bekommen, dass er einfach gerne redete.
Und sexuell völlig unausgelastet war. Was wohl bedeuten
musste, dass er auch nicht glücklich war...
Willkommen im Club, dachte sie grimmig und wehmütig,
und ihr Herz zog sich zusammen, als die Tür aufging und
er hektisch durch den Raum lief, um dieselbe offen zu lassen
und wieder nach nebenan zu gehen.
Oh ja, er war mindestens so nervös wie sie!
Und er verstand ihr teils abweisendes, teils ihn ermutigendes
Verhalten ganz und garnicht.
Jedenfalls hatte er vorhin in eine reine Damenrunde gesagt,
er verstehe die Frauen nicht. Sie war seinem Blick ausgwichen,
hatte betrübt geguckt und nur gemeint: „Na toll!“
DAS war also alles, was sie mal wieder erreicht hatte. Komplette
Verwirrung. Der Impuls, seinen Arm zu schnappen und ihn ...