Ein halbes Jahr USA - Teil 03
Datum: 22.05.2023,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: byReiselust
Ich stellte schnell fest: Schule in den USA ist etwas komplett anderes als in Deutschland. Erstmal hat man jeden Tag die gleichen Fächer in der exakt gleichen Reihenfolge. Die konnte man aber in einem gewissen Grad frei wählen und die Auswahl ist viel größer als in Deutschland. Ich entschied mich für 1. Stunde: Fitnesstraining, 2. Stunde: Mathe, 3. Stunde: Englisch, 4. Stunde: Chemie, 5. Stunde: lunch break (Mittagspause), 6. Stunde: Freistunde: 7 Stunde: American Politics, 8. Stunde: Chor.
Das Niveau der Fächer war abgesehen von American Politics und Mathe ein einziger Witz. Es gab in jedem Fach jeden Freitag einen „Test" - meist zum Ankreuzen. Und wenn man die Hausaufgaben gemacht hatte, wusste man alle Antworten. Außerdem gab es Punkte für jede gemachte Hausaufgabe. Alleine durch das abarbeiten der Hausaufgaben hatte man also am Ende des Halbjahres knapp 100% und damit ein „A". Gleichzeitig bedeutete das für mich aber auch, dass ich von nun an, anders als in Deutschland die Hausaufgaben wirklich machen musste.
Der Schulalltag war also eigentlich recht eintönig. Abseits des Unterrichts war es aber der helle Wahnsinn. In Deutschland kam ich bei den Mädels einigermaßen gut an. Mit meinen kurzen, blonden hochgegelten Haaren, meinen blauen Augen und meinem sportlichen, wenn auch nicht besonders muskulösen Körper war ich guter Durchschnitt, weder jemand, der alle Blicke auf sich zieht, noch jemand, der aufgrund seines Aussehens beim anderen Geschlecht Probleme ...
... hat.
Hier in Amerika war das plötzlich etwas völlig anderes:
Stephan und ich waren die Stars der Schule. Die meisten Mitschüler waren noch nie aus ihrem Kaff raus gekommen. Sie hatten zwar fast alle irgendwo deutsche Vorfahren oder jemanden, der mal in Deutschland gewohnt hatte, aber ein Deutschen kennengelernt hatten sie nie. Und da Stephan in Deutschland auch eine Freundin hatte, mit ihr aber kein Abkommen über erlaubtes Fremdgehen abgeschlossen hatte, war ich der Hauptgewinn in den Augen der meisten Mädels -- das war schon ein geniales Gefühl.
Nur bei Vicky kam ich einfach nicht weiter- Zum einen sahen wir uns nichts so häufig, wie ich am Anfang gedacht hatte. Zwischen den Schulstunden hatte man stets nur 5 Minuten Pause, was gerade dazu reichte, von einem Klassenraum in den nächsten zu laufen. Deswegen hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, vor der Mittagspause die Schulsachen für die ersten 4 Stunden dabei zu haben und sie dann gegen den Kram für die letzten Stunden zu tauschen. Da zudem Vicky und ich zu unterschiedlichen Zeiten Mittagspause hatten, sahen wir uns nur ab und zu vor der ersten oder nach der letzten Stunde.
Außerdem wurde ich aus ihren Verhalten nicht so ganz schlau. Sie war immer supernett zu mir und ich war mir eigentlich auch sicher, dass sie sich freute, wenn wir uns sahen. Gleichzeitig war sie aber auch irgendwie reserviert. Vielleicht hatte sie einen Freund, vielleicht stand sie einfach nicht auf mich -- keine Ahnung.
Ich erzähle natürlich auch ...