1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... Ermunterung brauchte, bis es sich zur Abgabe einer Flamme bewegen ließ.
    
    Ich betrachtete all ihre ruhigen und gelassenen Vorbereitungen wie ein Theaterstück, das vor mir ablief. Irgendwie drang immer noch nicht in mein Bewusstsein, dass dies gleich auch meine Bühne und ich einer der Hauptdarsteller sein würde. Sie platzierte weitere Kerzen im ganzen Badezimmer und ging dann zur Tür, um das Licht auszuschalten.
    
    "Und? Ist das nicht schöner?", fischte sie nach Komplimenten für ihr kleines Kunstwerk.
    
    "Ja, total", erwiderte ich ehrlich entzückt. Das war es.
    
    "Na, dann los, das Wasser ist doch schon fast so weit", meinte sie schmunzelnd, als sie bemerkte, dass von mir nicht die Spur von Initiative zu erwarten war. "Die Stunde der Wahrheit. Runter mit den Klamotten. Schaffst du das allein, oder soll ich dir helfen?"
    
    "Damit bewege ich mich nach vielleicht zweiundvierzig Jahren Training noch auf vertrautem Terrain", gab ich lahm zurück.
    
    Es war eigenartig, so aufgeregt war ich eigentlich gar nicht mehr, zumindest nicht im Sinne von Nervosität oder Beklemmung. War es dieses weiche, sanfte Licht, oder die Ruhe, die sie ausstrahlte? Sie löste ihr Haarband, mit dem sie ihr schönes Haar zusammengebunden hatte und legte es auf dem Waschbecken ab.
    
    Ich zog meinen Pullover aus und ließ das T-Shirt folgen, pausierte dann, weil sie noch keine Anstalten machte, meinem Beispiel zu folgen.
    
    "Ehm... worauf wartest du jetzt?"
    
    "Dass du weitermachst."
    
    Ja, sei ein Mann. Zeig ...
    ... ihr, dass du einer bist. Noch immer blieb das befürchtete Gliederzittern aus, als ich meine Hose öffnete und herunterließ, mich dann bückte, um auszusteigen und effizienterweise in dieser Position gleich die Socken auszuziehen.
    
    Ohne noch einmal zu ihr zu schauen, ließ ich meine Briefs folgen. Ich war nie ein Freund von Boxershorts gewesen. Meine Maus brauchte ein Haus und hing nicht einfach so in der Gegend ab, wie ein Penner. Nun richtete ich mich auf. Mit blitzenden Augen musterte sie mich.
    
    "Machst du bitte das Wasser aus?", fragte sie mit sanfter, aber schon leicht vibrierender Stimme.
    
    Das wurde auch höchste Zeit. Wenn wir nicht schon etwas ablassen mussten. Ich überschlug kurz die zu erwartende Verdrängung durch unsere Körper. Nein, das ging wohl noch. Dicht an den Rand würden wir wohl aber schon kommen. Langsam drehte ich mich um.
    
    Sie stand immer noch regungslos an der derselben Stelle, mit im Kerzenlicht funkelnden Augen und einem Gesichtsausdruck, wie ich ihn bei ihr noch nicht zu sehen bekommen hatte. Dann stieß sie einen wohligen Laut aus. Durch diesen ermuntert, meldete ich mich zu Wort.
    
    "Gefällt dir, was du siehst?"
    
    "Oh ja, Apollo. Das tut es ganz gewiss."
    
    Ja, das waren bewundernde Blicke. Aber nicht nur. Ihr Blick fokussierte sich unterhalb meiner Körpermitte. Ich kannte ihren Ansatz. Vorher hatte sie mich in Ganzheit betrachtet. Nun ging sie ins Spezifische.
    
    "Oh", war zunächst das ganze Ausmaß des Kommentars, zu dem sie fähig schien. Nun, ...
«12...105106107...138»