Der Cassandra Komplex
Datum: 24.08.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... das im Wohnzimmer mache? Ich werde das Zimmer ja noch umräumen, so wie die Sachen im Moment stehen, fehlt es dafür etwas an Platz."
Oh Jammer, sie hatte flexibel gesagt. Also würde sie das von mir auch erwarten.
"Nun gut... ehm... ja, sicher geht das hier im Wohnzimmer..."
"Wunderbar. Was gemeinsame Mahlzeiten anbelangt... klar, gerne, das macht Sinn. Ich kann nebenbei gut kochen, wir können gerne abends zusammen essen, gern auch zusammen kochen. Morgens könnte das ein Problem werden, wenn ich erst um 6:48 Uhr fertig werde...", spöttelte sie gnadenlos weiter.
"Komm, das findet sich alles", schloss sie an, als sie meinen säuerlichen Gesichtsausdruck bemerkte. "Etwas anderes. Kannst du mir morgen früh noch die Waschmaschine erklären, bevor du gehst? Ich war in den letzten Tagen zu sehr mit Heulen beschäftigt, um mich um Wäsche und so etwas zu kümmern. Ich hab fast keine saubere Unterwäsche mehr..."
"Selbstverständlich. Ich zeige dir dann auch den Raum im Keller."
"Prima, aber du hast doch bestimmt auch einen Wäscheständer, wenn du im Sommer sonst auf dem Balkon aufhängst? Wegen solcher Kleinteile bräuchte ich da sicher nicht runterzulaufen, manches muss ich auch mit der Hand waschen..."
"Ja, in dem Flurschrank", entgegnete ich, von der Idee in meinem Bad, oder sonst irgendwo mit ihrer Unterkleidung konfrontiert zu werden, unangenehm berührt.
"Super. Müssen wir noch etwas klären? Wann ist der Zapfenstreich?"
Sie hielt sich offenbar für ...
... witzig.
"Zwischen 23:03 Uhr und 23:07 Uhr, ich bin da auch ganz flexibel", gab ich im gleichen Tenor zurück. "Vielleicht Abwasch, Putzen..."
"Wie wir Zeit haben, würde ich sagen. So sauber wie bei dir, war es bei uns allerdings nie. Keine Bange, ich passe mich schon an deine Routinen und Wünschen an. Immerhin bin ich es, die so unvermutet in dein Leben einbricht."
Ah, ein Zugeständnis, auf dem ich sie bei passender Gelegenheit vielleicht einmal festnageln konnte. Sie lächelte sanft und spielte mit einer Strähne ihrer Haare. Was für ein Unterschied zum gestrigen Tag, wo sie blass und fertig ausgesehen hatte. Sie wirkte nun gelöst und befreit, hatte wieder Farbe im Gesicht. Die vorherige Wohnsituation musste ein ungeheurer Druck auf ihr gewesen sein.
"Manni passt nicht zu dir", meinte sie plötzlich. "Immanuel ist doch ein wunderbarer Name. Er passt zu dir, also werde ich dich so nennen. Allein schon wegen deiner Kantigkeit."
Nun musste ich doch grinsen. Gut, eventuell sie hielt sich nicht nur für witzig. Nur meine Mutter und mein Vater hatten mich Immanuel genannt. Warum nicht auch sie. Und bildungsmäßig war sie offenbar auch nicht unbedingt im Nachteil. Beruhigend.
"Einverstanden. Möchtest du noch ein Glas Wein?"
"Gerne, obwohl der ganz schön in den Kopf geht. Du versuchst doch wohl hoffentlich nicht, mich besoffen zu machen und dann gleich in der ersten Nacht ins Bett zu ziehen?"
Fast hätte ich als Folge den Wein neben ihr Glas geschüttet. Erschrocken sah ich sie ...