Der Cassandra Komplex
Datum: 24.08.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: postpartem
... außer an meinen finanziellen Beiträgen, bis auf eine Ausnahme gänzlich desinteressierten Damen ausgenutzt und eingeschüchtert zu werden, war es später genau andersherum.
Nämlich, dass ich derjenige war, der diese Damen in nicht zu rechtfertigender Weise ausnutzte, mir mit einer Zahlung das Recht und den Zugang zu ihren Körpern verschaffte. Was sie dazu gebracht hatte, sich in dieser Weise mir auszuliefern oder ausliefern zu müssen, Drogensucht, ein Zuhälter, wirtschaftliche Notlagen, oder was auch immer dahinterstand, konnte nach meinem Verständnis nie als saubere Transaktion einer Dienstleistung aus freiem Willen aufgefasst werden.
Mit fortschreitendem Alter ebbte der hormonale Druck zudem zunehmend ab, ich fühlte mich immer weniger meinen Impulsen und Bedürfnissen ausgeliefert und traf kurz nach meinem dreißigsten Geburtstag eine bewusste Entscheidung gegen weitere Exkursionen solcher Art und für moralische Integrität.
Nur einmal in meinem Leben hatte ich das Gefühl gehabt verliebt zu sein. Bis über beide Ohren verliebt zu sein. Ich war siebzehn zu dieser Zeit, es muss kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag gewesen sein. Meine Freunde und Mitschüler hatten alle längst ihre ersten Liebschaften und sexuellen Erfahrungen hinter sich gebracht.
Es war die Zeit, in der mich die Idee der Liebe, angetragen aus Meisterwerken der Literatur oder auch der Filmkunst, wie zum Beispiel Jean-Paul Satres Drehbuch zu "Das Spiel ist aus", über alle Maßen faszinierte und erregte. ...
... Die Idee der totalen Liebe, für die man alles zu opfern bereit war.
Ich war gewiss schüchtern, hatte mich nie wirklich locker und unbefangen mit Mädchen unterhalten können. Dabei trotz meiner intellektuellen Kapazitäten in der Schule nicht als Streber aufgefallen, dafür sorgte schon meine ausgleichende Faulheit.
Wohl aber als anders als meine Altersgenossen von diesen wahrgenommen und, in einem durch nichts zur durchbrechenden, unbefriedigenden Kreislauf aus gegenseitigem Respekt und Distanz, links liegenlassen. Sie respektierten die Tiefe meines Denkens und Fühlens, interessant machte mich das nicht.
In meiner Klasse, die ohnehin erst nach der achten aufgrund der erheblichen Disziplinprobleme von einer reinen Jungenklasse in eine gemischte überführt worden war, gab es nur sehr wenige, die mich optisch und menschlich gereizt hätten. Auch bei der erheblich größeren Auswahl nach dem Übergang in das Kurssystem der Sekundarstufe II änderte sich daran zunächst nichts.
Gut, die sekundären Geschlechtsmerkmale der Mädchen verfehlten nicht ihren Reiz, ich schaute schon auf Busen oder im Falle der in vielen von meinen Kursen vor mir sitzenden recht hübschen Klassenkameradin, auf den Bund ihrer Unterhosen und hervorlugenden Po-Ansatz, die immer wieder beunruhigend in meinem Gesichtsfeld auftauchten.
Wobei ich nicht erklären könnte, warum das nur bei ihr so war und keiner anderen. Ich war keineswegs der einzige, dem dies auffiel, in unserer Abi-Zeitung wurde sie später als ...