1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... "Miss SSL - sichtbare Slip-Linie" gefeiert. Davon ab war keine der Altersgenossinnen meines Jahrgangs in dieser Weise faszinierend für mich.
    
    Ich selbst war durchaus nicht unattraktiv, war als Leichtathlet sogar was rein körperliche Merkmale wie Muskeldefinitionen anbetraf, durch das harte Training bei meinem Verein einem Großteil meiner männlichen Mitschüler um einiges voraus.
    
    Anders als diese legte ich darüber hinaus jedoch keinerlei Wert auf mein Äußeres, kleidete mich schlicht und zweckmäßig, wurde in besagter Abi-Kladde aufgrund meines Haarschnitts von Mitschülern als "schon immer beim Bund befindlich" tituliert. Die Tatsache, dass ich mich schon zu dieser Zeit im Vergleich zu anderen vermutlich sehr aufrecht und, nun, "zackig" bewegte, trug sicher zu diesem Eindruck bei.
    
    Nun, vielleicht war es auch der tägliche Umgang, die Tatsache, dass ich diesen Mädchen bereits einiges an meinem Denken und Fühlen beispielsweise im Deutsch Leistungskurs vermittelt und dort zum Teil sehr eigenartige Reaktionen erhalten hatte, die dazu führten, dass ich mich, wenn überhaupt, für Mädchen unterer Jahrgänge interessierte.
    
    Das hatte in der neunten Klasse zur Folge, dass ich mir lange Zeit ein Mädchen aus der siebten in einer Vorstufe des Verliebtseins sehr genau und lange ansah. Was sie erwiderte, aber es gelang mir nicht, diese Ahnung eines Potentials in folgerichtige Handlung umzumünzen, oder um etwas weniger abstrakt zu formulieren: das Herz mal in beide Hände zu nehmen ...
    ... und sie anzusprechen.
    
    Auch in dem Sommer, der der Versetzung in die zwölfte Klasse voranging, beschränkten sich meine amourösen Abenteuer auf den Blickkontakt mit einer jungen Dame. Eine Klassenstufe unter mir, die mir in der Schule schon, aber noch deutlicher am See unserer Stadt ins Auge gefallen war.
    
    Sie war eigentlich permanent in Begleitung ihrer wohl besten Freundin und bestach neben anderen körperlichen Attributen, die sicherlich eine Rolle spielten, durch ein wunderschönes Gesicht und kluge, wissende, dabei unglaublich sanfte Augen, die mich magisch anzuziehen schienen.
    
    Während sich mein Pulsschlag in ihrer Nähe wie beim 1000 Meter Lauf langsam und graduell erhöhte, insbesondere wenn sie mit ihrer Freundin in knappen Bikinis und deutlichem Selbst- und Körperbewusstsein auf der Liegewiese des Sees flanierten, wich sie niemals meinen langen und schmachtenden Blicken aus.
    
    Ich wusste nichts von diesem Mädchen, außer dass sie erschreckend gut aussah und offenbar keinen festen Freund hatte, denn ich erlebte sie zu dieser Zeit nur und ausschließlich in Begleitung ihrer Freundin, die nicht minder attraktiv war. Und ihrem Namen, Claudia. Nur von einem Klassenkameraden, der sie über seine kleine Schwester kannte, erfuhr ich zusätzlich, dass sie ausgesprochen nett und intelligent sein sollte.
    
    Alles, was sich in mir in den vorangegangenen Jahren als logische Folge der Pubertät und der nun gefühlten biologischen Imperative aufgestaut hatte, durch Literatur auf ...
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