1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... grandiosen... oh... oh mein Gott... ist das... schön. Ist das... mmmh... oh... Mädel... was... oh... ist das... geil... verdammt... kann... nicht... bremsen... komme schon...
    
    6:05. Erwachen. Oh Gott, war sie schon wieder dabei? Nein, das klang anders... als ob... ah, machten die nicht beim Yoga auch Atemübungen? Das würde es sein. Ja, alles ganz harmlos. Missmutig inspizierte ich meine inwendig verkrustete Schlafanzugshose. Harmlos war die Nacht nicht gewesen. Und lang. Sie hatte einfach nicht aufgehört. Und ich entsprechend nochmal angefangen.
    
    Wie würde ich ihr bloß am Frühstückstisch in die Augen sehen können? Bloß schnell unter die Dusche. Heute wollte ich keine fünfundzwanzig Sekunden warten, eine kalte Dusche war genau was ich brauche. 6:08 und ich rasierte mich schon. Alles brachte sie durcheinander. Nein, mich brachte sie durcheinander.
    
    Ah, kalt war eine absolut idiotische Idee. Das hat man davon, wenn man mit erprobten Routinen bricht. Es konnte nur böse enden. Verdammt, das Buch. Ich hatte das Buch vergessen. Schnell, noch bevor die Luft mit Feuchtigkeit geschwängert wurde. Den Bademantel über und ins Zimmer gebracht. Na, das ging doch alles unter einer Minute und ich musste mir nicht vorwerfen, ihr Buch ruiniert zu haben. Bademantel aus und... hatte ich die Dusche laufen lassen? Umso besser, dann würde es jetzt endlich warm sein.
    
    Es war siedend heiß. Das hatte aber nichts mit dem Wasser zu tun. Das war offensichtlich sogar noch kalt, denn Claudia ...
    ... stand neben dem Wasserstrahl und hielt ihre Hand gerade prüfend darunter. Schaute mich mit schräggelegtem Kopf kurz an, lächelte vergnügt und musterte mich dann von oben bis unten.
    
    "Jetzt wird es warm", meinte sie ganz ruhig. "Also warst du tatsächlich doch noch nicht fertig?"
    
    "Ehm... nein", antwortete ich, war dann nachhaltig verblüfft, dass ich ein Wort mit Vokalen und allem Drum und Dran herausbekommen hatte.
    
    "Das dachte ich mir fast. Darum habe ich die Tür auch offengelassen."
    
    Was für eine nette Geste. Was für eine wunderbare Frau, offenherzig, einfühlsam, nackt...
    
    "Du wolltest Gesellschaft?", versuchte ich, gelassen zu klingen. Genau. Zeig ihr deine Furchtlosigkeit vor dem Feind.
    
    "Du kannst mir den Rücken einseifen", antwortete sie. "Komm doch endlich rein, du bist ja schon richtig steif gefroren."
    
    "Vielleicht ist es gut, dass du das Studium abgebrochen hast. Deine diagnostische Fähigkeiten sind bis dato nicht wirklich überzeugend."
    
    "Deine Hände schon. Dann darfst du auch den Rest einseifen... mach ruhig mit meinen grandiosen Brüsten weiter... und dann..."
    
    Das Klopfen an der Tür schreckte mich aus dem Schlaf. Klopfen? Wer? Mein Bett... Das war... ein gottverdammter Traum?
    
    "Immanuel? Es ist schon nach acht, wenn wir deinen Zeitplan für heute einhalten wollen, solltest du vielleicht doch langsam aufstehen", meinte sie sichtlich bester Laune, während sie den Kopf zur Tür reinsteckte. "Guten Morgen erstmal..."
    
    "Oh, um Gottes Willen, ich habe ...
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