1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... so schnell wie möglich in mein Zimmer zu kommen, insgeheim eine weitere gefährliche Begegnung mit ihr im Flur befürchtend. Ich erreichte jedoch unbehelligt mein Refugium, zog mich rasch aus und legte mich ins Bett.
    
    Atemlos lauschte ich in die Stille, hörte, wie sie in ihrem Zimmer rumorte, offenbar die Kisten wieder übereinanderstapelte. Toller Kavalier war ich, dabei hätte ich helfen sollen. Dann hörte ich den Klang von aneinanderstoßenden Glasflaschen, offenbar räumte sie noch gründlich auf. Eigentlich alles nicht unbedingt erotisch und dennoch hatte sich meine Decke zum Zelt verformt. War das ihr Ordnungssinn?
    
    Diese Frau... warum tat sie das, warum diese sexuellen Anspielungen, diese Versuche, mich in dieser Art und Weise zu beunruhigen? Dass sie nicht an Sexualpartnern interessiert war, für die sie nichts empfand, hatte sie mir ja schließlich gleich am Tag ihres Einzugs gesteckt, auch, dass es einige Zeit dauern würde, bis sie überhaupt nach dieser Negativ-Erfahrung mit ihrem Ehemann wieder an Männer denken konnte und wollte.
    
    Warum spielte sie dann mit mir? Nicht, dass ich nicht daran Spaß hatte, unser kleiner Schlagabtausch, bei dem ich allerdings sehr deutlich den Kürzeren gezogen hatte, hatte mir sogar sehr viel Freude gemacht. Aber ging es ihr wirklich nur darum, spielen, um des Spielens willen? Waren Frauen so? Oder nur sie, Claudia?
    
    Nein, sie war sicher nicht so wie viele andere, auch wenn mir direkte Vergleichsmöglichkeiten fehlten, so viel stand für ...
    ... mich fest. Sie war ungewöhnlich, etwas Besonderes. Mit einem ausgesprochen guten Literatur-Geschmack, das hatte ich ja... verdammt, ihr Buch, ich hatte es im Bad liegengelassen.
    
    War sie schon dort? Angestrengt lauschte ich in die Dunkelheit hinein, hörte tatsächlich ihre Schritte im Flur, dann das Klappen ihrer Tür. Sollte ich das Buch jetzt noch holen? Eigentlich reichte es, wenn ich es vor dem Duschen in Sicherheit brachte, damit es von der Luftfeuchtigkeit nicht beschädigt wurde. Es musste reichen, mit dem Ständer konnte ich mich nicht vor die Tür wagen.
    
    Ob sie wirklich so weit gehen würde... Oh mein Gott. Sie ging. Das war doch bestimmt nicht echt, das machte sie doch bestimmt nur, um mich aufzuziehen. Sollte ich vielleicht auch so tun, als ob, damit sie ihren Spaß hatte und dann morgen, wenn sie mich damit neckte, ätsch, bätsch machen? Oh Jammer, das klang sehr gut geschauspielert... und wurde immer lauter.
    
    Und ich immer härter, das tat ja schon fast weh... Sie hätte eine Karriere beim Bund machen können, psychologische Kriegsführung, das ging ja auf keine Vorhaut... Kuhhaut... Freud hätte seine helle Freude an mir gehabt. Warum ich denn nicht auch? Mir doch egal, was sie jetzt dachte, dann rann an den Speck Kameraden. Auf der Stube in der Ausbildung war das auch manchmal so gewesen.
    
    Genau, du wolltest den Vollalarm? Sollst du haben, sollst hören, wie schön mein Bett quietscht, wenn ich an dich und deine tollen Brüste... was red ich, geilen Titten... nein, ...
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