1. Der Cassandra Komplex


    Datum: 24.08.2023, Kategorien: Romantisch Autor: postpartem

    ... schmerzfreies Geschehen, was ich beobachte. Du würdest es erleben, wenn dich das jetzt nicht schon abgeschreckt hat. Willst du es weiterhin probieren? Es ist wie bei vielem die Regelmäßigkeit, die die gewünschten Effekte bringt."
    
    "Natürlich, so leicht gebe ich nie auf. Vor Schmerzen hatte ich noch niemals Angst."
    
    "Solltest du aber haben. Das noch zur Warnung: Es gibt einen guten und einen schlechten Schmerz. Der gute ist der, wenn du an deine Grenzen stößt, diese achtest und ihn zulässt. Der schlechte ist, wenn du dein Grenzen versuchst zu schnell zu erweitern, die Stimme deines Körpers ignorierst und dann den Preis dafür zahlst. Das kann nämlich zu Verletzungen führen, auch zu schweren. Also, wie bei allem, das rechte Maß finden. Die Entwicklung geschieht von selbst, die Grenzen verschieben sich von selbst, wenn man achtsam und geduldig vorgeht, aber auch mit allem Einsatz und aller Konzentration. Verstehst du?"
    
    "Ja, ich glaube schon. Falscher Ehrgeiz schadet mehr, als das er nützt, bei diesen Dingen."
    
    "Exakt. Da hast du das wichtigste Konzept verstanden. Du hast dich übrigens nebenbei großartig gehalten. Ich hatte auch befürchtet, dass du deutlich steifer wärst, als das wirklich der Fall war. Alles, was du brauchst, ist die richtige Anleitung und dass du den notwenigen Fleiß mitbringst, glaube ich bereits zu wissen. Lass es uns zu Anfang nicht gleich übertreiben, aber was hältst du von zwei Sessions pro Woche von jetzt an?"
    
    "Einverstanden. Was hältst du von ...
    ... indisch Essen gehen, um den Abend stilecht abzuschließen?"
    
    "Eine Menge. Was hältst du von einem Kuss, um dich für deine Tapferkeit zu belohnen?"
    
    "Noch mehr. Komm her, mein Schatz", sprach ich und nahm sie in meine Arme.
    
    "Oho, ich bin dein Schatz?", gab sie kichernd zurück.
    
    "Und was für einer. Der ironischerweise mich ausgräbt, anstatt dies selbst zu erfordern."
    
    Selbst das Küssen war anders, entspannter, aber auch irgendwie intensiver. Der Blutfluss? Die erhöhte Aufmerksamkeit? Aber dabei auch viel zu schön, um sich lange über solche Nebensächlichkeiten Gedanken zu machen.
    
    Beim Rausgehen erlebte ich dann eine weitere Überraschung.
    
    "Huch, sogar gehen fühlt sich anders an."
    
    "Ja. Jetzt, mein lieber Kamerad, erlebst du zum ersten Mal den aufrechten Gang. Du gehst total weich, geschmeidig und natürlich, die leichte Außenstellung deiner Füße kriegen wir auch noch weg, aber dein Rechtskippen ist durch diese eine Stunde zumindest für die Dauer des Effekts schon ausgeglichen."
    
    Was sie damit meinte, hatte ich im Verlauf der Woche durch die Lektüre der von ihr empfohlenen Bücher bereits gelernt. Mein Hang zur Rationalität hatte auch eine körperliche Manifestation gefunden, indem ich die Welt mit der rechten, männlichen Seite anging und tatsächlich meine Körperachse sich dementsprechend nach rechts gedreht hatte. Vor dem Spiegel hatte ich das verblüfft nachvollziehen können.
    
    Ich glaubte auch, diese Möglichkeit das Gelesene durch sofortige visuelle Beweise an ...
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