1. Joes kleine Meerjungfrau


    Datum: 12.07.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Dingo666

    ... würde?
    
    Süßwasser vielleicht? Hatte das dieselbe Wirkung?
    
    Er füllte den Kanister erneut, diesmal an dem winzigen Bächlein. Es funktionierte! Offenbar regenerierte sich ihre Haut sowohl bei Salz- als auch bei Frischwasser.
    
    "Okay, meine Süße", murmelte er. "Dann schauen wir doch mal nach einem Aquarium für dich."
    
    Er umfasste sie und zog sie stöhnend hoch, bis er im Stand war und sie leblos in seinen Armen hing. Wie schwer sie wog! Und wie groß sie war! Der Schwanz lag neben seinen Füßen, ganz sandig geworden. Sie musste mindestens zweieinhalb Meter lang sein, von Kopf bis zur Flosse.
    
    So wankte er den Strand hinauf, in Richtung des Bächleins. Der Körper fühlte sich kühl an, durch seine nassen Klamotten hindurch. Kein Wunder: Im Wasser durfte nicht zu viel Körperwärme durch die Haut abgegeben werden. Immer vorausgesetzt, sie war überhaupt warmblütig.
    
    "Ah - das ist doch gut, oder?"
    
    Am Rand des Wäldchens hatte sich ein kleiner See gebildet. Ob aus Regenwasser vom Sturm, oder von einer Quelle gespeist, das war nicht zu erkennen. Der Tümpel hatte vielleicht sechs Meter Durchmesser und sah flach aus, mit sandigem Boden. Er stolperte hinüber, bis das Wasser um seine Füße spritzte. Es fühlte es sich merklich wärmer an als das Meer.
    
    Mit zusammengebissenen Zähnen ließ er seinen Fund in das seichte Wasser gleiten. Er bettete sie sorgfältig auf eine kleine Sandbank, so dass der Kopf gut aus dem Wasser ragte, aber die untere Hälfte unter der Oberfläche des ...
    ... Miniatursees lag. Dann holte er das Medi-Kit und kümmerte sich um die sichtbaren Verletzungen. Kurz darauf hatte er ihr einen fachmännischen Verband um den Kopf geschlungen und den gebrochenen Unterarm mit drei geraden Ästen und zwei Binden eng geschient.
    
    Schwer atmend ließ er sich ins Wasser neben sie plumpsen. Perfekt! Hier war sie auch weit genug vom Meer entfernt, dass sie ihm nicht einfach entwischen konnte, sobald sie aufwachte.
    
    "Also gut", sagte er zu ihr. "Jetzt mal raus mit der Sprache. Wer bist du? Was bist du?"
    
    Natürlich antwortete sie nicht. Das hatte er auch nicht erwartet. Anscheinend hatte er sich in den einsamen Wochen auf See angewöhnt, mit sich selbst zu sprechen. Das musste er sich schleunigst abtrainieren, wenn er wieder unter Leute ging.
    
    Er beugte sich vor, studierte sie genauer. Die Haare lagen in wilden Schlingen auf dem Sand. Sie reichten ihr bis zum Bauchnabel und schimmerten in wundervollen Rotabstufungen. Von Purpur und Burgunderrot über Feuer und Kupfertönen, bis hin zu helleren Strähnen in lebhaftem Chili. Der weiße Verband um die Stirn bildete einen starken Kontrast und wirkte wie ein topmodisches Haarband.
    
    Ihr Gesicht war eindeutig menschlich, mit aufregend geformten Wangenknochen und vollen, blassen Lippen. Überhaupt wies die Hautfarbe einen sehr hellen Teint auf. Wenig überraschend - UV-Strahlen drangen kaum durch Wasser, soweit er wusste. Sie würde in ihrer natürlichen Umgebung kaum jemals Sonnenbrand bekommen.
    
    Und hier? Joe sah hoch, ...
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