1. Joes kleine Meerjungfrau


    Datum: 12.07.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Dingo666

    ... natürlichen Ursprungs war. Gebrochen, beim Versuch der Abwehr. Wenigstens ragte kein Knochen heraus.
    
    Gut. Er hatte also eine Meerjungfrau fast erschlagen, und jetzt aus dem Meer gefischt. Was nun? Wofür konnte er diesen schockierenden Fund nutzen?
    
    Für eine Sekunde sah er die andere Dunja. Die Furie, die durch ihren luxuriösen Bungalow tobte und mit einem Baseballschläger auf den superbreiten Fernseher und die teuren Designermöbel einschlug. "Du bist der langweiligste Mensch auf Gottes Erdboden", hatte sie geheult. "Du und dein Geld. Geh mir aus den Augen. Ich will dich nie mehr wiedersehen!"
    
    Schnell wischte Joe diese unwillkommene Erinnerung beiseite. Das würde sich ändern. Dafür würde er sorgen! Interessant wollte sie es haben, anstatt langweilig? Konnte sie haben!
    
    Er holte das Bild an der Bar wieder in seinem Kopf. "Ja, und dann habe ich eine leibhaftige Meerjungfrau aus dem Meer gezogen", sagte der Joe mit dem eleganten Knitterjackett zu einer perfekt gestylten Dunja.
    
    Der fielen fast die Augen heraus. "Eine echte Meerjungfrau?"
    
    Ah, was für ein wohltuender Kontrast. Ha - er freute sich schon auf das Gesicht seiner Exfrau. Nun hatte er nicht nur einen Schiffbruch hinter sich, sondern wirklich und wahrhaftig die Vertreterin einer sagenhaften Rasse vor Augen! Wenn das mal nicht super-mega-hyper-interessant war!
    
    Doch dafür musste er diese Wasserfrau erst einmal retten. Er hatte keine Ahnung von ihrem Metabolismus, von ihrem Körperbau. Und waren diese ...
    ... Geschöpfe nicht eigentlich magisch, den Geschichten nach?
    
    Joe schüttelte den Kopf. Das Wesen wirkte so unmagisch wie ein Thunfisch. Er würde vorerst davon ausgehen, dass es hier nur um Biologie ging, nicht um Mystik. Auch wenn der Anblick ihn hochgradig faszinierte.
    
    Sie stöhnte leise, ihre Finger zuckten. Ein schmerzvoller Ausdruck flackerte über ihr dreieckiges Gesicht. Dann entspannte sie sich, noch in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen.
    
    Joe runzelte die Stirn. Die Farbchangierungen am Unterleib der Fischfrau hatten einen stumpfen Farbton angenommen. Das tiefe Flaschengrün und das leuchtende Saphirblau verblassten, wichen leblosen Grautönen. Wahrscheinlich trocknete die Haut schnell aus.
    
    Er sah sich hektisch um. Zurück ins Meer? Doch die Wellen brachen sich immer noch regelmäßig am Strand, er würde sie dort nicht halten können. Und sie konnte dort sofort abhauen, sobald sie erwachte. Nein.
    
    Mit Wasser besprengen?
    
    Er kam hoch und humpelte zum Häufchen seiner geretteten Ausrüstung. An der Seite lag ein gesprungener und ausgelaufener Wasserkanister. Den füllte er am Strand mit Meerwasser und schleppte ihn hoch zu seinem Fund. Dort hielt er ihn einfach über den Unterkörper der Meerfrau. Das ausrinnende Wasser benetzte die Oberfläche, und sofort gewannen die Farben ihre Leuchtkraft zurück.
    
    Dann war der Kanister leer, und er fiel neben der schlaffen Gestalt auf die Knie. Das konnte er nicht ewig so machen. Wer wusste schon, wann sie wieder zu sich kommen ...
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