1. Pfarrhaus 01


    Datum: 29.11.2023, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    ... die eine davon zu erwähnen.
    
    „Herr Hauptmann, der Priester hat sie nur selten erwähnt. Angeblich ist sie mit achtzehn Jahren in ein Kloster gegangen, wo sie sich für das permanente innere Noviziat entschieden hat. Es war die Rede von psychischen Problemen. Mehr weiß ich nicht."
    
    Der Hauptmann starrte mich an. Er schien zu überlegen, wie er seine nächste Frage formulieren sollte.
    
    „Chorknabe, nehmen wir einmal an, dass Sie tatsächlich im Aussehen seiner Cousine so ähnlich gemacht werden können, dass es keine Passprobleme geben würde. Würden sie sich dann vorstellen können, die Rolle seiner Haushälterin glaubhaft spielen zu können?"
    
    Jetzt war es an mir, ihn anzustarren. Spielte der Mann tatsächlich mit dem Gedanken, so wie es Major Müller vorausgesagt hatte? Das war doch absurd!
    
    „Kommen Sie, Herr Hauptmann, das ist doch nicht möglich. Seine Cousine ist weiblich und ich bin männlich. Ich hatte vielleicht daran gedacht, in Hamburg ein Musikstudium aufzunehmen und so den Priester ab und zu aufsuchen zu können. Lieber wäre es mir natürlich, wenn ich von meiner Aufgabe ganz entbunden wäre."
    
    Er runzelte die Stirn und sah mich streng an. Es war klar ersichtlich, dass ihm meine Antwort nicht gefiel.
    
    „Sie begreifen wohl nicht, worum es hier geht, Chorknabe! Wenn Sie in seinem Haushalt sind, haben Sie jederzeit die Gelegenheit sämtliche seiner Unterlagen in seiner Abwesenheit anzuschauen, zu prüfen und gegebenenfalls zu fotografieren. Es geht hier nicht um Ihre ...
    ... Ausbildung durch ein Musikstudium, sondern um die Ausforschung der imperialistischen Aktivitäten dieses Militärseelsorgers, der im engen Kontakt zu der verbrecherischen, internationalen Clique von revanchistischen und kryptofaschistischen Militärs steht, die sich in Hamburg an der Militärakademie ein Stelldichein gibt. Das ist der springende Punkt -- und nichts anderes. Haben Sie die Wichtigkeit dieses Auftrages begriffen, Chorknabe?"
    
    Das was er da dozierte, machte es für mich klar, dass auch der Hauptmann Wiesler unter Druck stand. Das Herunterrasseln von dem typischen Vokabular unterstrich, dass er wohl tatsächlich mit dem Gedanken spielte, diese hirnrissige Idee meines Priesters aufzunehmen. Seine nächsten Worte betonten das deutlich.
    
    „Noch einmal, nehmen wir einmal an, dass Sie tatsächlich im Aussehen seiner Cousine so ähnlich gemacht werden können, dass ihre Ähnlichkeit kein Problem wäre. Sehen Sie sich dann in der Lage, die Rolle seiner Haushälterin spielen zu können?"
    
    Ich bekam große Augen. Der Mann meinte es tatsächlich ernst. Das war eigentlich lächerlich, aber ich musste trotzdem versuchen ernsthaft zu antworten, denn diese Leute verstanden keinen Spaß.
    
    „Herr Hauptmann, ich bin nur in Internaten gewesen, wo nur männliche Schüler Unterricht hatten und es ausschließlich männliche Lehrer gab. Woher soll ich wissen, wie sich eine Haushälterin in einer Gemeinde im Frauenkreis benimmt und mit anderen Frauen außerhalb der Kirche redet? Und außerdem sind Gang und ...
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