1. Ilonkas Schicksal


    Datum: 22.07.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Hubertus

    ... Gesicht. ,Jetzt bin ich eine Hure!' dachte sie bei sich.
    
    Vierzehn Tage waren vergangen, Ilonka konnte sich über mangelnde Kundschaft nicht beschweren. Im Gegenteil, es war ihr fast zu viel! Langsam gewöhnte sie sich an den ungeliebten Job. Sie hatte ja auch keine andere Möglichkeit. Wenn es ihr besonders schwer fiel, dachte sie an ihre kleine Schwester, die sie beschützen musste.
    
    Noch immer hatte sie kein Lebenszeichen an ihre Familie geschickt. Sie wusste nicht, was sie schreiben sollte. Die Wahrheit? Unmöglich! Belanglose Floskeln? Auch nicht! Sie schob das Schreiben an ihre Eltern immer weiter hinaus.
    
    Dass sich ihre Eltern Sorgen um sie machten, war selbstverständlich. Seit zwei Wochen war sie jetzt schon weg, und noch immer hatten sie keine Nachricht von Ilonka erhalten. Ihr Vater ging zur Polizei und erklärte dort seine Sorgen. Er nannte auch den Namen des Mannes, mit dem Ilonka ins Ausland gefahren war.
    
    "Nein, von einem Istvan Göley ist nichts bekannt", erklärte der Polizist. "Und wegen zwei Wochen brauchen sie sich keine Gedanken machen. Junge Mädchen neigen dazu, wenn sie verliebt sind, auf ihre Eltern zu vergessen. Sie macht sicher irgendwo Urlaub und genießt ihr Leben!"
    
    Ein weiterer Beamter, der im Nebenraum das Gespräch verfolgt hatte, kam mit einer Akte in der Hand zu ihnen. Er blätterte das Schriftstück durch und schaute Ilonkas Vater mitfühlend an:
    
    "Istvan Göley, ja, da haben wir etwas. Vor einer Woche wurde er zur Verhaftung wegen ...
    ... Mädchenhandels ausgeschrieben. Die Kollegen haben ihn verfolgt, und da ist er mit seinem roten Porsche von der Straße abgekommen. Der Wagen hat sich mehrmals überschlagen und ist in einem Graben auf dem Dach zu liegen gekommen. Niemand konnte ihm helfen, als das Auto ausbrannte. Minutenlang konnte man sein Geschrei hören, als er bei lebendigem Leib verbrannte!"
    
    So sehr Ilonkas Vater diesem Verbrecher den qualvollen Tod vergönnte, er hatte jetzt keine Möglichkeit, ihn zu befragen, wo er seine Tochter hingebracht hatte.
    
    Die Polizei nahm die Vermisstenmeldung auf und versprach, Interpol damit zu befassen. Die Aussicht, ein Mädchen, das in ein Bordell verkauft wurde, zu finden, sei jedoch sehr gering.
    
    Kapitel 3
    
    Die Interpolsuche nach Ilonka hatte keinen Erfolg. Oder das, was man so Suche nannte. Es war ganz einfach schon aus Personalmangel nicht möglich, eine intensive Kontrolle aller Bordelle in Westeuropa durchzuführen. Hunderte Abgängigkeitsanzeigen junger Mädchen warteten darauf, dass Kommissar Zufall doch mal einen Treffer landen würde. Obwohl der Fahndung nach Ilonka ein Foto beigelegt wurde und vor ihrer Tür das Werbeplakat mit ihren Bildern prangte, suchte niemand ernsthaft nach ihr.
    
    Der Alltag im Bordell nahm seinen Lauf. Langsam wurde Ilonka an die vorher unvorstellbare Tätigkeit gewöhnt. Es gab noch viele Nächte, in denen sie heiße Tränen vergoss. Aber während ihrer Arbeit schaltete sie ab. Sie wusste, dass sie dem Schicksal nicht entrinnen konnte. Nur dann, wenn ...
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