1. Gejagt - Teil 1


    Datum: 28.01.2024, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Bei ihr sieht alles ausgesprochen locker und grazil aus. Ihre Bewegungen gleichen eher einem Ballett als einer Schlägerei.
    
    "Halt endlich still oder hast du Angst?"
    
    "Vor dir?"
    
    "Ja, genau vor mir!", faucht er. "Wenn ich dich in die Finger kriege, dann wirst du es bereuen, dich mir in den Weg gestellt zu haben. Ich zerdrücke dich wie eine Fliege."
    
    Sie aber grinst eher verächtlich. Die junge Frau scheint unbekümmert aber voll konzentriert zu sein. Sie lässt den Angreifer nicht den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Ansonsten allerdings wartet sie einfach nur geduldig ab, was er als nächstes vorhat. Sie hat ganz offensichtlich alle Zeit der Welt. Sie wartet geduldig auf den richtigen Moment. Das wiederum scheint den Mann nervös zu machen. Er weiß genau, dass die Zeit gegen ihn spielt. Je länger sich das Ganze hinzieht, umso wahrscheinlicher wird es, dass jemand zufällig vorbeikommt. Dieser könnte dann Hilfe holen.
    
    Ihm ist klar, dass er handeln muss und startet auch wenig später seinen zweiten Angriff. Trotz seiner Schmerzen will er sich mit einem gewaltigen Satz auf die junge Frau stürzen. Sie aber ist erneut auf der Hut und weicht ihm auch diesmal geschickt aus. Mit einer fließenden Drehung kommt sie neben ihm zu stehen. Während er das Nachschauen hat, reagiert sie blitzschnell. Sie tritt mit großer Kraft von der Seite gegen sein linkes Knie. Ich kann deutlich das Splittern von Knochen hören. Es ist gruselig. Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. ...
    ... Dieses Geräusch fährt mir durch Mark und Bein. Es hallt schaurig von den Wänden des Parkhauses wider.
    
    Der Mann, der mich offenbar entführen wollte, stößt Schmerzensschreie aus, wie ich sie noch nie gehört habe. Sie sind nicht mehr menschlich. Er muss Höllenschmerzen erleiden. Ihr Tritt saß perfekt. Das zerstörte Knie bietet dem Mann absolut keinen Halt mehr. Es knickt zur Seite hin weg. Er kommt ins Wanken und knallt der Länge nach auf den Betonboden. Das klatschende Geräusch des Aufpralls lässt erahnen, dass die Landung ausgesprochen unsanft ist.
    
    Die junge Frau dagegen geht völlig ungerührt erneut in Abwehrhaltung. Wie schon vorher behält sie ihren Gegner im Blick. In ihrem Gesicht zeichnet sich nicht der blasseste Schimmer von einem Gefühl des Mitleids ab. Es ist nahezu ausdruckslos. Sie ist immer noch im Kampfmodus. Der Mann dagegen windet sich fürchterlich schreiend am Boden. Das Knie scheint komplett zertrümmert zu sein. Der untere Teil des Beines hängt nur noch lose am Oberschenkel. Ich muss mich abwenden, denn allein der Anblick des verdrehten Gelenks lässt Übelkeit in mir aufsteigen.
    
    "Ich bin´s. Bin im Parkhaus auf minus Eins. Ich habe einen Angreifer ausgeschaltet. Er liegt verletzt am Boden. Könnt Ihr ihn abholen? ... Ach ja, er war mit einem Messer bewaffnet. Es liegt unter einem Volvo."
    
    Als ich mich wieder zur jungen Frau umdrehe, steckt sie gerade das Handy lässig in die Gesäßtasche ihrer Jeans und kommt auf mich zu.
    
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    "Alles in Ordnung?", ...
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