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Meine Rolle als nackte Statistin
Datum: 14.03.2024, Kategorien: CMNF Autor: ulrikeb
... der Garderobe zog ich mich aus und wurde wieder von der Maskenbildnerin gepudert. Die Zeit bis zu meinem Auftritt dauerte eine ganze Ewigkeit und ich wurde immer nervöser. Dann war es soweit. Splitternackt ging ich hinter die Bühne. Mein Herz schlug extrem. Dann kam das Zeichen für mich auf die Bühnen zu gehen. Unendlich langsam, wie geprobt, schritt ich zu den beiden Sängern. Ein Raunen kam aus dem Zuschauerraum. Von der Bühnen aus konnte ich zwar keine Personen erkennen aber mir war klar, dass dort etwa 1.500 Menschen sitzen, die mich jetzt alle sehen können. Bei dem Gedanken daran raste mein Herz noch schneller und mir wurde fast schlecht. Gefühlt war ich eine ganze Stunde auf der Bühne, bis ich endlich mit Mélisande abtreten konnte. Tatsächlich waren es aber nur ein paar Minuten. Als wir von der Bühne gingen bekamen wir Szenenapplaus. Ich lief regelrecht zur Garderobe, atmete erst mal tief durch und zog mich wieder an. Langsam wurde ich wieder ruhiger. Nach der Vorstellung holte ich meinen Mann am Bühneneingang zur Premierenfeier ab. Er war restlos begeistert und sehr sehr stolz auf mich. Auch von den Schauspielern und Gästen bekam ich viel Lob und Anerkennung für meinen Mut. Die Feier dauerte bis zum Morgen. Was danach noch bei uns im Schlafzimmer stattfand will ich hier nicht näher beschreiben. Es war einfach super. Am Montag stand die Kritik in der Zeitung. Sie war sehr positiv ausgefallen. Mein Auftritt wurde als Dramaturgisch begründet beschrieben und mein Mut herausgestellt. In der folgenden Zeit wurde ich öfter von Leuten, die mich gesehen hatten, angesprochen. Dies war mir schon etwas peinlich. In den folgenden 15 Vorstellungen wurde ich immer sicherer und genoss schließlich die Auftritte. Es machte mir nichts mehr aus nackt auf der Bühne zu stehen. Im Gegenteil – jeder Auftritt erregte mich sogar. Nach der letzten Vorstellung fehlte mir beinahe etwas. Zum Seitenanfang Zitieren Bearbeiten