1. Ein Liebesdreieck an der Isar


    Datum: 31.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bydirtyoldman84

    I.
    
    Wenn man von der Akademie der bildenden Künste München, umgangssprachlich kurz „die Kunstakademie" genannt, zur U-Bahnhaltestelle „Universität" geht, die U 6 benutzt, und an der Haltestelle Goetheplatz wieder verlässt, ist es nicht mehr weit zu einer Häuserzeile mit -- für Münchner Verhältnisse -- einigermassen preisgünstigen Wohnungen, die von Studenten und anderen wenig bemittelten Leuten bevorzugt werden.
    
    Wäre man nun an einem frühen Morgen kurz vor dem allgemeinen Aufstehen durch diese Strasse gegangen und hätte schliesslich etwa auf halber Höhe eines der Häuser betreten, so hätte man in der linken Erdgeschosswohnung im Wohnzimmer eine hübsche junge Frau auf der Couch liegen sehen.
    
    Ihr Name war Julia Bergmann und sie war 21 Jahre alt, 1,68 m gross, hatte eine kastanienbraune Mähne und eine gute Handvoll Busen, lange, durchtrainierte Beine und als beim Umdrehen ihr Schlafshirt hochrutschte, sah man durch den dünnen Slip, dass sie nicht rasiert war.
    
    Äh -- eine solche Frau schlief alleine?
    
    Seht sie euch an: Das war kein magersüchtiges Model und auch kein aufgestyltes Modepüppchen, sondern eine gesunde Frau aus dem wirklichen Leben. Nahezu jeder Mann, der überhaupt hetero war, musste in diesem Moment den Wunsch haben, sich zu ihr zu legen und sich sanft hinter sie zu schieben, sie mit den Armen zu umschliessen, vielleicht ihre Brüste zu streicheln, das Shirt hochzuschieben, kurz, irgendwelche zärtlichen, lustvollen oder auch „nur" beschützenden Dinge mit ...
    ... ihr und für sie zu tun, wenn -- ja, wenn da nicht die Wirklichkeit gewesen wäre.
    
    Julia studierte an der Kunstakademie, wo sie sich aufs Zeichnen spezialisiert hatte, weil sie später in die Bilderpädagogik gehen wollte und um den Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu trainieren, arbeitete sie nebenbei mit Schülern, die sie bei Projekten zur Berufsorientierung betreute.
    
    Für sie selbst würde Arbeitslosigkeit ohnehin ein Fremdwort bleiben, da im Erziehungswesen ein enormer Kräftemangel herrscht und so hätte man meinen können, dass sie ein zufriedener Mensch sein müsste, aber in ihrem Privatleben sah es nicht so prickelnd aus, sondern schon seit Monaten gab es dort immer wieder Ärger. Sie war manchmal nahe dran, Schluss zu machen, schaffte es aber letztlich nicht, weil „er" ihre erste Beziehung war und sie es nicht „leichtfertig" aufgeben wollte.
    
    Dabei hätte die Situation hinreichend Rechtfertigungsgründe geboten. Rolf Gustavsen war bereits 30 Jahre alt und arbeitete als Softwareentwickler von zu Hause aus, studierte auch an der Akademie, kam dort aber nicht weiter, weil ihm seine Eitelkeit im Weg war.
    
    Nachdem er festgestellt hatte, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind und man nicht aus dem Stand ein berühmter Künstler werden kann -- auch Leonardo da Vinci, hatte der Professor beispielhaft ausgeführt, musste lange Vorstudien machen, bevor er ein Meisterwerk schuf und auch dieses Genie erlebte seine Pleiten -- hatte Rolf seine Hoffnungen auf ein scheinbar leichteres ...
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