1. Ein Liebesdreieck an der Isar


    Datum: 31.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bydirtyoldman84

    ... Gebiet gerichtet: das Programmieren. Er hatte auch durchaus ein Händchen dafür, wurde aber manchmal über Monate nicht für eine bereits geleistete Arbeit bezahlt (die Zeiten, in denen man mit Software reich werden konnte, sind generell vorbei und Programmieren ist ein Job wie jeder andere geworden), musste sich um so mehr anstrengen, um überhaupt noch Geld hereinzubekommen und hing oft die ganze Nacht vor dem PC, allerdings nur teilweise beruflich und immer öfter privat. Wenn er dann Morgens schlafen ging, stand Julia auf.
    
    Für ihn passte dieses Arrangement, aber Julia war mehr als unzufrieden, unter anderem, weil Rolf zu den Vorlesungen immer seltener erschien und auch im Haushalt keinen Finger rührte, ebenso weil er sich nach den erwähnten Rückschlägen in seine „depressive Phase" verkrochen hatte und seither generell nicht vorwärts kam. Das hatte sie auch schon offen angesprochen und wahrscheinlich zu offen für Rolfs Geschmack, denn wenn sie es sagte, flogen die Fetzen.
    
    Hinterher tat es ihm dann leid -- sagte er zumindest -- aber die Schmerzen, die er Julias Seele zufügte, heilte das natürlich nicht.
    
    Ausziehen und sich eine neue Wohnung suchen, falls er so etwas überhaupt je in Erwägung gezogen hatte, konnte Rolf nicht, weil es niemand anderen gab, der ihn so geduldig ertragen hätte und fürs Alleinleben hatte er kein Geld. Seine Rechnungen konnte er gerade noch bezahlen, aber einen Überschuss zu erwirtschaften, aus dem er z.B. die Mietkaution für eine Singlewohnung ...
    ... hätte aufbringen können, war nicht drin und so versuchten beide aus unterschiedlichen Motiven, „irgendwie" die Beziehung zu retten. Logisches Zu-Ende-Denken hätte ihnen sagen können, dass so etwas nicht funktioniert, aber noch wollten sie es nicht wahrhaben.
    
    Der Rettungsversuch bestand vor allem darin, die Wohnung aufzuteilen. Sie hatten das gemeinsame Schlafzimmer aufgelöst, Julia schlief nun im Wohnzimmer auf einem grossen Liegesofa und Rolf im ehemaligen Schlafzimmer, wo er zugleich sein „Arbeitszimmer" eingerichtet hatte. Das wirkte selbst für sie nicht optimal, aber sie wollten es probieren, weil Rolf zuvor in einem winzig kleinen Raum, der ursprünglich als Abstellkammer gedacht gewesen war, die Nächte am PC verbracht hatte und kaum je herausgekommen war. Vielleicht würde die jetzige Aufteilung ja zur Entspannung beitragen?
    
    Nötig war Entspannen jedenfalls, denn Rolf hatte im Streit schon Sachen kaputtgemacht, um genau zu sein den Wäscheständer und den Wasserhahn, was allerdings kostenfrei repariert worden war und zwar von Helmut Brandauer, Julias Chef bei den Berufsorientierungsveranstaltungen, der sein eigenes Berufsleben als ausgebildeter Handwerker begonnen hatte.
    
    Er war 41, beeindruckende 1,98 m gross, geschieden, zwei Kinder. Man kannte sich über Julias Eltern, hatte sich immer gut verstanden und Helmut half gerne, ja er hatte Julia vor einigen Monaten sogar vorgeschlagen, für ihn zu arbeiten, nachdem er ihr Potenzial erkannte und sie hatte gezögert, weil ...
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