1. Ein Liebesdreieck an der Isar


    Datum: 31.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bydirtyoldman84

    ... Erwartungen so sehr, dass sich jetzt geradezu wünschte, Rolf zu verletzen, also legte sie den Finger auf die offene Wunde.
    
    „Ach -- und wovon willst du eine Putzfrau bezahlen? Raff' doch endlich mal, dass du pleite bist! Oder kauf' dir eine Brille, damit du mal einen Kontoauszug lesen kannst!"
    
    Damit hatte sie ihn nicht nur in die Enge getrieben, sondern erwischte ihn auch an seiner männlichen Eitelkeit. Emanzipation hin, Gleichberechtigung her, Rolf hatte immer noch das traditionelle Männerbild im Unterbewusstsein, nach dem er der Ernährer sein musste und es tat ihm ernsthaft weh, dass er diesem „Ideal" nicht gerecht wurde.
    
    Ein Macho hätte an diesem Punkt die Frau geschlagen, das klassische Mittel, um die eigenen Ängste und Unsicherheiten zu überdecken, aber Rolf hatte seine bisherigen Aggessionen gegenüber Julia unbewusst selbst als falsch empfunden und so entwickelte es sich diesmal in eine unerwartete Richtung: er begann zu weinen.
    
    „Ich liebe dich doch", schluchzte er und flüchtete damit nicht weniger vor der Realität als Julia, deren Zorn plötzlich erlosch.
    
    Statt dessen wurde sie von Mitleid erfasst.
    
    Liess sich sogar umarmen und hielt Rolf für einen Moment fest.
    
    Ende des Streits.
    
    Aber auch nur des Streits und als Rolf sich dann wieder in sein Zimmer zurückzog, weil er damit zufrieden war, den Status quo ante wieder hergestellt zu haben, blieb Julia im doppelten Sinne unbefriedigt zurück: es war nichts entschieden worden, wie sie es sich unbewusst ...
    ... gewünscht hatte und es war nicht zum Sex gekommen. Meine Güte, selbst wenn er sie ohne Liebe gevögelt hätte, wäre das noch besser gewesen als nichts!
    
    „Ich liebe dich doch auch, Rolf", flüsterte sie verzweifelt, liess sich auf die Couch fallen und vergrub das Gesicht in einem Kissen, damit er ihr Weinen nicht hörte.
    
    „Warum muss das nur so weh tun?"
    
    Immerhin war die Beziehung für den Moment wieder „gerettet".
    
    V.
    
    In dieser Nacht brauchte Julia lange, um einzuschlafen und gähnte sich daher am nächsten Tag nur noch durch die Vorlesung und die Arbeit, aber es war immerhin Freitag, da schien das nicht mehr so wichtig zu sein.
    
    Es war auch nur eine Kleinigkeit, dass sie heute das Eine oder Andere vergass, aber Helmut stand schon wegen einer anderen Kleinigkeit unter Strom, weil einige Lehrmaterialien, die am nächsten Montag gebraucht wurden, am Freitag Nachmittag noch nicht eingetroffen waren.
    
    Nun hätte man die Kisten notfalls am Samstag beim Hausmeister abliefern und Helmut sie am Montag früh dort in Empfang nehmen können, aber aus irgend einem Grund ging der Chef angesichts dieser Verzögerung in die Luft.
    
    „Sie haben noch fünf Stunden", brüllte er ins Telefon, „sonst kaufe ich das Zeug bei Ebay und schicke Ihnen die Rechnung!"
    
    Das war nicht besonders logisch, selbst mit Expressversand wäre die Ware in diesem Fall auch erst am Montag da gewesen, aber Logik war das Letzte, was Helmut in diesem Moment interessierte. Mit dem Smartphone am Ohr stürmte er in den ...
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