Berufserfahrung zahlt sich aus 03
Datum: 01.08.2024,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bySPBerg
... ‚Kalkutta-Auktion' ersteigert man das Recht, auf eine bestimmten Teilnehmer, beispielsweise an einer Sportveranstaltung, wetten zu dürfen. Das erfolgreiche Gebot geht zum Teil an den Teilnehmer, der Rest der Summe wandert in den Wetttopf.
Ein Algorithmus zur Echtzeitbestimmung von Wettquoten rundete das Paket ab. In Deutschland bewegten wir uns damit schon weit außerhalb der Glücksspielgesetze. Daher konnte Mathew letztlich nur die klassische Auktionsvariante für die Charity-Auktionen eines Medienhauses verkaufen. Ihm brachte das zumindest ein paar Tausender als Startkapital für seine weiteren Startup-Ideen. Für mich sollte sich genau der scheinbar unverkäufliche Code später noch als eine echte Schatzgrube, aber auch als ein großes moralisches Dilemma erweisen.
Mathews Geschäftstermin lief nicht wie erhofft. Die Investoren stellten sich als mittellose, ehemalige Wettbürobetreiber heraus, mit denen wir uns lieber nicht einlassen wollten. Mathews Enttäuschung spülten wir in einem Pub mit ein paar Ales herunter. Mit Fish & Chips legten wir die Grundlage für eine ausgedehnte Clubtour durch Soho und Camden.
Unser Hotelzimmer sahen wir im Prinzip nur zum Duschen, dann ging es gleich wieder zum Flughafen. Nach der Rückkehr fiel ich am frühen Sonntag Nachmittag in mein Bett und schlief wohl schon, als mein Kopf die Matratze berührte. Bis zum nächsten Morgen, meinem ersten Arbeitstag bei Big Blue, schlief ich tief und fest durch.
Überraschend gut erholt und ausgeschlafen ...
... ging es in das mondäne Büro am Stadthafen. Jochen, ab heute mein neuer Chef, wartete schon freudestrahlend auf mich. Er gestaltete meinen Einstieg wie die Bescherung an Weihnachten: Neues Smartphone, Laptop, Firmenkreditkarte und die Schlüssel zu einem schwarzen C-Klasse Mercedes inklusive einem Satz Tankkarten als Firmenwagen. Da war er also, mein erster -fast eigener- Benz. Das ließ sich alles schon mal sehr gut an. Der alte Opel von Oma hatte jetzt ausgedient.
Den Rest des Tages besprachen wir eigentlich nur noch ausführlich meinen Ausbildungsplan. Die nächsten sechs Wochen würde ich in den verschiedensten europäischen Städten verbringen, um in die Firmenkultur einzutauchen und ein Experte in den Produkten des Unternehmens zu werden.
Danach warf man mich in das kalte Wasser, mein erstes Projekt bei einer Frankfurter Bank. Meine Aufgabe war es, das Frontend für die neue Kunden- und Vertriebsplattform fertigzustellen, was mir auch recht mühelos von der Hand ging. Jochen war ein idealer Chef. Er ließ mich an der langen Leine und übertrug mir mit der Zeit immer mehr Verantwortung in den Projektteams.
Nach nur drei Monaten erklärte er meine Probezeit für vorzeitig bestanden und belohnte mich mit der ersten, kleinen Gehaltserhöhung. Wir beide lebten in dieser Zeit wochentags im Hotel, hatten feste Zimmer mit einer kleinen Küchenzeile auf der ‚Boarding Room' Etage für Dauergäste eines der edleren Frankfurter Hotels. Unsere seltenen Abstimmungsmeetings erledigten wir nach ...