Berufserfahrung zahlt sich aus 03
Datum: 01.08.2024,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bySPBerg
... Feierabend bei ein paar Bierchen in einer Kneipe oder einem Glas Rotwein an der Hotelbar.
An jenem Abend fand ich Jochen in einer intensiven Unterhaltung mit einer auffallend attraktiven Blonden an der Hotelbar vor. Mir war natürlich schon aufgefallen, dass man in dieser Stadt an jeder Ecke Drogen, Sex und Prostitution entdecken konnte, wenn man die Augen aufhielt: Sexshops und Bordelle im Bahnhofsviertel, Heroinspritzen auf dem Bahnhofsklo, Straßenstrich an der Messe, Saunaclubs in den Vororten. Das offenherzige, schwarze Minikleid von Jochens Gesprächspartnerin roch auffällig nach einem Callgirl. Erstaunlich, dass das Personal an der Hotelbar solche erotischen Geschäftsanbahnungen duldete. Bestimmt bekam man ein üppiges Trinkgeld fürs wegsehen.
„Ich muss jetzt erst noch mit meinem jungen Padawan hier sprechen, Monique. Wenn du nachher noch in der Gegend bist, bring' doch noch eine Freundin mit.", sagte er zu ihr, als ich in Hörweite kam.
„Gerne, mein Lieber. Bis später dann...", antwortete sie, als sie ihr Cocktailglas schnappte, ihm im Weggehen über die Schulter strich und mir dabei kurz zublinzelte.
„Setz dich, Leo.", wies er mich auf den Barhocker neben sich. Er machte sich einen Spaß daraus, meinen Namen abzukürzen, seit wir „The Wolf of Wall Street" mit Leonardo DiCaprio im Kino gesehen hatten. Mit zwei Fingern in der Luft signalisierte er dem Barmann die nächste Runde.
„Denk' bitte nicht schlecht von mir.", klopfte er mir kumpelhaft auf die Schulter, ...
... als er meine Verwunderung wahrnahm.
„Mit meiner Frau läuft schon seit langem rein gar nichts mehr.", erklärte er mir. „Wir sind nur noch wegen der Kinder zusammen. Denen erzählen wir, dass wir getrennte Schlafzimmer haben, weil ich schnarche. Miteinander geschlafen haben schon seit Jahren nicht mehr. Wir fassen uns nicht einmal an. Nur Gemeckere, wenn ich zu Hause bin. Nach dem zweiten Kind hat sie sich zudem total gehen lassen. Guck dir diese fette Qualle mal an, wie soll man da noch einen hoch kriegen."
Er zog er ein Familienfoto aus seiner Brieftasche und schob es zu mir rüber. Die blasse Frau darauf sah tatsächlich dem Michelin-Männchen ähnlich. Alles an ihr war irgendwie aufgequollen und die von einem BH zusammengepressten Euter hingen ihr fast bis zu Bachnabel. Mir fiel unwillkürlich der schlechte Witz von der fetten Frau ein, die man in Paniermehl wälzen muss, um die feuchte Stelle zu finden. Den behielt ich aber lieber für mich.
„Das tut mir echt leid, Jochen. Du kannst wie immer zu einhundert Prozent auf meine Verschwiegenheit zählen, das weißt du ja.", vergewisserte ich ihm.
„Klar weiß ich das. Deswegen vertraue ich mich dir an. Sonst ahnt niemand, wie schlecht es um unsere Ehe steht. Für Sylvia und die Kids bin ich nur noch der Zahlmeister und Fußabtreter. Bald, wenn das verdammte Reihenhaus abbezahlt ist und die Kinder aus dem Haus sind, war's das für mich. Dann bin ich sofort weg und versuche nochmal einen Neuanfang."
Jochens Offenbarung hatte mich ...