1. Out of Neverland Teil 10


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: BDSM Autor: byfreudenspender

    ... wissen sie, dass er Schulden hatte?", meint der Kommissar.
    
    „Weil er es mir erzählt hat. Er wollte Geld von mir und Jan", fasse ich die Geschehnisse nur im Wesentlichen zusammen.
    
    „Und das wissen Sie genau?", bohrt er nach.
    
    „Was soll ich sagen, er hat es mir erzählt. Wenn er gelogen hat, dann hat er eben gelogen. Aber er wirkte recht verzweifelt. Es kann natürlich auch sein, dass er das Rauschgift schon bestellt, aber das Geld für die Bezahlung nicht hatte. Wie gesagt, ich hatte keinen Einblick in die Geschäfte meines Vaters", antworte ich.
    
    „Er hat definitiv Geld gebraucht. Aber ob er damit Drogen kaufen oder Schulden bei einem Wucherer bezahlen wollte, kann ich auch nicht sagen. Es waren fünftausend Euro, die er unbedingt haben wollte", mischt sich nun auch Jan ein.
    
    „Frau Schlüters, wissen Sie wo Ihre Schwestern gestern um zwanzig Uhr waren?", wechselt der Kommissar das Thema.
    
    „Sowohl Julia als auch Sofie waren zu Hause beim Abendessen. Ich und meine Haushälterin waren dabei und können das jederzeit bestätigen", antwortet Jan an meiner Stelle.
    
    „Sie verdächtigen doch nicht etwa uns?", frage ich etwas genervt.
    
    „Nein, das sind nur Routinefragen, um ja alle Eventualitäten auszuschließen. Aber bei Ihrem Alibi habe ich ein Problem. Ich habe gestern alle Flüge von und nach Brüssel kontrollieren lassen. Sie scheinen bei keiner Fluggesellschaft als Passagier auf."
    
    „Weil ich mit keiner Linienmaschine sondern mit einer Regierungsmaschine geflogen bin. Die ...
    ... müssen nicht Auskunft über ihre Fluggäste geben. Wenn Sie eine Bestätigung brauchen, kann ich Ihnen die Telefonnummer der Büroleiterin in Brüssel geben, oder soll ich die Kanzlerin jetzt direkt anrufen, damit sie es Ihnen bestätigt?", frage ich und verdrehe dabei die Augen.
    
    „Nein, die Telefonnummer der Büroleiterin genügt. Ich hatte keine Zweifel an Ihrer Aussage, nachdem ich die Bild gesehen habe. Das Foto ist eindeutig am Abend aufgenommen", winkt er ab und ich gebe ihm die Nummer von Sandra.
    
    „Bis wann können wir mit der Freigabe der Leiche rechnen?", erkundigt sich Jan.
    
    „Ich denke morgen. Wollen Sie die Beerdigung übernehmen? Ich hatte den Eindruck, ihre Freundin war nicht gut auf ihren Vater zu sprechen", ist er verwundert.
    
    „Ich werde ein Beerdigungsinstitut beauftragen, das die Leiche abholt und die Beisetzung organisiert. Auch wenn man einen Menschen nicht geliebt hat, es ist und bleibt der Vater", erklärt Jan dem Kommissar.
    
    Ich bin so dankbar, dass er es ähnlich sieht, wie ich. Und ich denke, Julia und Sofie werden es eines Tages zu schätzen wissen, dass wir ihn nicht einfach haben verscharren lassen. So hat er einen Grabstein und wir haben damit unsere Schuldigkeit getan. Ich muss ganz bestimmt nicht jede Woche Blumen auf das Grab legen. Das kann er vergessen.
    
    Auf der Heimfahrt schweigen wir. Ich hänge meinen Gedanken nach. Wie wäre mein Leben wohl verlaufen, wenn er bei mir und meiner Mutter geblieben wäre? Wäre er auch dann auf die schiefe Bahn geraten? ...