1. Das Fest - Teil 1: Sturm


    Datum: 26.10.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: NicoS

    "St. Oanda klingt toll!" befanden meine beiden Frauen einstimmig, und so wurde das Ziel unseres ersten gemeinsamen Urlaubs festgelegt - eine 5-Sterne-FKK-Anlage mit allem, was das Herz begehrte.
    
    Das winzige Inselchen schien eine wahre Perle der Karibik zu sein, und die Website machte uns den Mund wässrig wie selten ein Urlaubsziel. Man bot Zimmer nach amerikanischem Standard mit zwei King-Size-Betten ... also mehr als ausreichend für unsere Triade, zumal Julia, Lara und ich in den letzten Monaten recht eifrig geübt hatten, in einem Doppelbett zu dritt zu schlafen.
    
    Ein Wermutstropfen war die Anreise. Wir würden zweimal umsteigen und das letzte Stück nach St. Oanda in einer kleinen Propellermaschine fliegen müssen. Doch das hielt uns nicht ab, schließlich hatten wir fast drei Wochen Zeit, und so wurde die Reise für Mitte September gebucht.
    
    * * *
    
    Der Flug nach Miami verlief glatt, und auch der kurze Anschlussflug nach Nassau klappte hervorragend. Ein Problem hatten wir elegant vermeiden können: Da wir im Urlaub keine Kleidung brauchten, erübrigten sich größere Gepäckstücke. Wir reisten nur mit Handgepäck, und das Gesicht der Airline-Mitarbeiterin beim Check-in, als Julia ihr mit trockener Direktheit den Grund für das Fehlen von Koffern erklärte, war ein denkwürdiger erster Eindruck eines vielversprechenden Trips.
    
    Ein hagerer, schlecht rasierter Mann von unbestimmbarem mittlerem Alter erwartete uns mit einem Pappschild, auf dem der Name unseres endgültigen Ziels ...
    ... stand.
    
    "Ein Paar hat abgesagt," erläuterte er in gebrochenem Englisch mit einem kehligen spanischen Akzent auf dem Weg durch den Flughafen. "Daher hat das Hotel mich geschickt statt der großen Maschine."
    
    Uns war es recht. Lara und ich kannten keine Flugangst, und Julia hatte sich schon in Miami eine leichte Beruhigungstablette verabreicht. Es war tatsächlich nur eine sehr kleine, viersitzige Propellermaschine, die uns im privaten Teil des Flughafens erwartete. Der Pilot schob unsere Reisetaschen in das kleine Kofferabteil, und ich fragte mich, wohin er drei große Reisekoffer gepackt hätte. Doch andererseits hatte ihn ja das Hotel geschickt. Dort waren Gäste ohne Bedarf an Kleidung und entsprechendem Gepäck sicher alltäglich.
    
    Wir kletterten in die Maschine, Julia und ich nach hinten, Lara auf den etwas breiteren Sitz neben dem Piloten. Nach kurzer Zeit hatten wir Startfreigabe und waren in der Luft. Wir flogen alle zum ersten Mal in einer solch kleinen Maschine, und so war jeder Moment ein Erlebnis, vor allem die niedrige Flughöhe und die bequeme Aussicht aus den großen Fenstern auf Inseln und Inselchen, die bunten Tropenhäuser und die vielen Boote und größeren Schiffe. Die stärkste Faszination aber bot die tief türkisblaue, klare See, unter deren Oberfläche wir im flachen Wasser Riffe und sogar einige größere Fische erkennen konnten.
    
    So starrten wir für einige Zeit wie gebannt aus den Fenstern, und außer einem gelegentlichen "Oh" oder "Wundervoll" fiel kein einziges ...
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