Das Fest - Teil 1: Sturm
Datum: 26.10.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: NicoS
... Wort. Doch plötzlich spürte ich Laras Hand auf meinem Knie. Sie deutete nach vorn.
"Schau mal," sagte sie. "Das sieht eigenartig aus. Und eben war es noch nicht da."
Sie wies auf einen breite Wolkenturm, der sich direkt in unserer Flugrichtung und deutlich über unsere Flughöhe erhob.
"Ja, eigenartig. Wart mal, ich frage den Piloten."
Ich sprach den Mann an. Er war ganz überrascht, dass sich die naiven Touristen wegen eines harmlosen Wölkchen sorgten. Tatsächlich kannten wir uns hier nicht aus, und die Wolke mochte ein gewöhnliches Phänomen sein. Doch ihre Form und ihr rasches Wachstum wirkten bedrohlich, und unter der weiß leuchtenden Mütze zeigte sich eine zunehmend düstere Unterseite.
Laras Ausdruck hatte jede entspannte Fröhlichkeit verloren, Julia barg ihr Gesicht in den Händen, und auch mir wurde langsam etwas mulmig. Einen Moment lang wartete ich und beobachtete den Piloten. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich von hinten nicht sehen, doch er saß nun deutlich angespannter und aufrechter in seinem Sitz als zuvor. Dann trafen uns die ersten Windböen, und mit meiner Geduld war es vorüber.
"Bitte, Señor, sagen Sie mir die Wahrheit! Wir fliegen in einen Sturm?"
"Ah, ja, ein kleines Stürmchen, ein ganz harmloses ... nur ein wenig Wind und Regen, kein großer, kein Killer, machen Sie sich keine Sorgen! Ich habe das schon oft erlebt. Das bedeutet hier gar nichts! Wir fliegen einen kleinen Bogen, um das Schlimmste zu vermeiden, und sind ganz schnell auf der ...
... anderen Seite! Sie werden sehen, es ist gar nichts ..." und so ging es noch eine ganze Weile weiter, bis die Windstöße so kräftig an der kleinen Maschine rüttelten, dass er sich vollständig aufs Fliegen konzentrieren musste.
Wir waren alles andere als beruhigt. Doch die Klugheit gebot, zu schweigen und den Piloten seine Arbeit machen zu lassen. Böe um Böe rüttelte an dem kleinen Flugzeug, und auch wenn ich keine echte Angst empfand, war das Gefühl doch alles andere als angenehm. Ich merkte, dass der Pilot vom geraden Kurs abwich und nach Osten schwenkte, doch diese Änderung brachte keinen Vorteil. Das Rütteln und Scheppern hielt nun ohne Pause an und nahm weiter an Stärke zu. Dazu kam jetzt ein prasselnder Regen, und die Sicht war gleich Null.
Es schien eine Ewigkeit vergangen, als der Pilot sich wieder an uns wendete.
"Señoras, Señor, es tut mir sehr leid, aber der Sturm ist doch sehr groß. Nicht stark, aber groß. Und das Zentrum liegt genau in Richtung St. Oanda. Ich muss hinunter gehen. Wir können auf einer kleinen Insel hier in der Nähe landen und das Ende abwarten. Es tut mir wirklich leid, aber sie werden sich auch wohler fühlen auf dem Boden! Glauben Sie mir, es ist besser so!"
Natürlich glaubten wir ihm. Er sank recht rasch, und zu unserer Erleichterung tauchte schon nach kurzer Zeit vor dem regentrüben Himmel die noch dunklere Silhouette einer Insel auf. Schon sahen wir dicht unter uns die Brandung und einen im Sonnenlicht sicher wunderschönen Palmenstrand, ...