Das Fest - Teil 1: Sturm
Datum: 26.10.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: NicoS
... der nun in dem tropischen Gewittersturm jedoch düster, ja abweisend wirkte. Kurz vor der Küstenlinie bog der Pilot ab und begann, dem Strand nach Süden zu folgen. Dann wich die Küste zurück in eine kleine Bucht, hinter deren Strand ich im Regengrau einige Häuser erkannte. Wir erreichten die andere Seite der Bucht, und hier war unverkennbar ein Rollfeld, daneben zwei größere Schuppen oder Baracken und ein einfacher Funkmast.
Zwei oder drei Mal versuchte der Pilot jemanden per Funk zu erreichen, doch niemand antwortete. Der ganze Platz schien völlig verlassen; andere Flugzeuge, Autos oder Licht in einem der Gebäude waren nicht zu sehen. So setzte er nach zwei Runden zur Landung an. Wir landeten erstaunlich glatt und sicher. Dann dirigierte unser Pilot die Maschine zum kleineren der beiden Gebäude. Schließlich standen wir still und schauten hinaus in den mit tropischer Wucht strömenden Regen.
"Wollen Sie hier bleiben?" fragte uns der Pilot. "Wir können hineingehen! Es sind nur ein paar Schritte. Die Türe ist offen und drinnen ist eine Kaffeemaschine. Ich war schon oft hier, ich kenne mich aus. Sie gehen hinein, machen sich frisch und ich koche Ihnen einen schönen Kaffee!"
"Wie lange wird es dauern?" fragte Lara.
"Ah, na ... vielleicht zwei oder drei Stunden. Länger auf keinen Fall! Länger geht es nie! Kommen Sie, ich helfe Ihnen! Es sind nur ein paar Schritte, und drinnen ist trocken und gemütlich!"
"Wo sind wir hier überhaupt?" fragte Julia.
"Ah, das ist ...
... die Isla Pudora. Sie kennen sie bestimmt nicht. Hier leben nur ganz wenige Leute. Sehr abgeschieden. Sei werden die Leute gar nicht sehen. Wenn die mein Flugzeug hier sehen, bei so einem Wetter, dann wissen sie Bescheid. Dann kommen sie nicht extra her. Und in zwei Stunden sind wir schon wieder weg!"
Die Aussicht auf frisch gebrühten Kaffee, Platz zum Beineausstrecken und eine Toilette war zu verlockend. Außerdem war ich neugierig geworden, auf welchem gottverlassenen Fleckchen Erde wir gelandet waren. Wenn überhaupt, bestand hier am Flugplatz die beste Chance, eine Besucherinformation zu finden.
Im Nu waren wir aus dem Flugzeug geklettert, unter das Vordach gespurtet und traten ohne Scheu durch die hölzerne Lattenschwingtür ins Innere des Gebäudes, das offenbar alle Funktionen des "Flughafens" der Isla Pudora in sich vereinte. Hinter einem offenen Tresen standen nicht nur die Kaffeemaschine, ein Kühlschrank und einige weitere Hilfsmittel zur Bewirtung; dort hatten auch der "Tower" und die Flughafenverwaltung ihren Sitz, erkennbar an einem abgeschalteten Funkgerät und einigen zerfledderten Unterlagen.
Alles in dem Raum wirkte alt und vielfach gebraucht. Dennoch war er ordentlich und geradezu peinlich sauber. Dazu verbreitete die rustikale Tropenausstattung eine heimelige, nonchalante Atmosphäre, und wir beglückwünschten uns zu der zufälligen Entdeckung. Unser Pilot hatte außer der Kaffeemaschine einen riesigen Deckenventilator in Betrieb gesetzt, der die stickige ...