1. Der alte Nachbar


    Datum: 27.12.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    Die Tochter ihres Nachbarn war vor kurzem bei Camille gewesen und sie gebeten etwas nach ihm zu schauen. Er war zwar noch in seiner Wohnung mobil, hatte aber zwei linke Hände um für sich zu kochen und die Wohnung in Ordnung zu halten. Die Tochter musste für eine bestimmte Zeit eine Arbeitsstelle in einer anderen Stadt annehmen und konnte sich zeitlich nicht mehr soviel um ihn kümmern.
    
    Camille sagte zu, sie konnte die Zeit erübrigen. Da sie als Schriftstellerin zu Hause arbeitete und von ihren Büchern gut leben konnte, hatte sie einen Freiraum, sich um den alten Mann zu kümmern. Vielleicht ergab dies sogar Stoff für einen neuen Roman.
    
    Ihr Nachbar wohnte schon in diesem Haus mit seinen schönen hohen Altbauwohnungen, als sie vor zwei Jahren eingezogen war. Er war schon damals allein gewesen und wurde regelmäßig von der Familie seiner Tochter besucht. Auf jeder Etage gab es nur eine Wohnung und Camille war in die über dem alten Mann gezogen. Im Treppenhaus grüßten sie sich immer freundlich, er immer elegant gekleidet und zuvorkommend, was ihn als einen Gentleman ausmachte. Er hatte auch etwas aristokratisches an sich und so freute sie sich ihn auch näher kennen zu lernen.
    
    Seit einiger Zeit hatte sie ihn nicht mehr gesehen und nachdem seine Tochter erklärt hatte, das er keine großen Strecken mehr laufen, geschweige denn die Treppen steigen konnte, hielt er sich nur noch in seiner Wohnung auf und vergrub sich in seiner Bibliothek. Wieder ein Grund mehr für Camille nähere ...
    ... Bekanntschaft mit diesem Mann zu machen.
    
    Am nächsten Tag trafen sie sich in der Wohnung des alten Mannes und besprachen alles. Sie bräuchte ihm nur das Mittag- und Abendessen zu zubereiten und servieren, hin und wieder zu putzen und einzukaufen. Sie war einverstanden. Der alte Mann nickte nur, sprach kaum ein Wort, wirkte aber freundlich als er sie begrüßte. Er und seine Tochter zeigten ihr die Wohnung und Camille konnte sehen, das jeder Raum mit erlesenen Geschmack eingerichtet war. In der Bibliothek bogen sich die Regalböden unter den Büchermassen. Mit einem Handschlag war alles besiegelt und Camille versprach am nächsten Tag schon anzufangen.
    
    Die nächsten Tage arbeitete sie meist morgens an ihrem neuen Roman und kochte für ihren Nachbarn das Mittag- und Abendessen, denn er pflegte zweimal am Tag warm zu essen. Er sagte dabei nie viel, aber durch sein freundliches Auftreten und seine sympathische und elegante Art mit ihr umzugehen, macht ihr dies nicht aus. Meist war im Schmökern von Büchern beschäftigt. Doch wenn sie im Raum war, hatte sie das Gefühl, dass er jede ihrer Bewegung mit den Augen folgte, dass sie gemustert wurde. Sie fühlte die Blicke auf sich, was ihr zu anfangs unangenehm war.
    
    Camille war mittelgroß, ein lockiger schwarzer Wuschelkopf umrahmte ein süßes Gesicht mit großen braunen Augen, welches nicht verriet, dass sie Ende dreißig war. Sie war von schlanker Natur, wodurch ihr großer Busen schon immer ein Blickfang gewesen war. Dies war schon seit ...
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