Hotelzimmer
Datum: 28.12.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Anonym
Draußen war es heiß, still, träge. Die Straße vor dem Fenster nahezu ausgestorben, ab und an zog ein Auto vorbei. Menschen waren fast keine zu sehen, die Stadt lag in drückender Sonntagslethargie. Wer keinen zwingenden Grund hatte, war entweder im Umland an einem See oder hatte sich in ein schattiges Plätzchen vor einem Cafe zurückgezogen. Der Ventilator unter dem Schreibtisch vor mir verteilte einen Strom warmer Hitze.
Telefon und Fax schwiegen mich unverändert an. Es waren keine Gäste mehr zu erwarten, und die Schicht an der Rezeption versprach, endlos zu werden. Gegen die Langeweile kein Mittel in Sicht, und selbst das Internet hatte auf Sonntagnachmittag-Programm umgeschaltet.
Ich döste schon die zweite Stunde vor mich hin, da rief mich ein Zimmer: " Hallo? Könnten Sie uns bitte Batterien auf unser Zimmer bringen? Zweimal Triple-A. Wir sind die einhundertundneun." - "Kein Problem. Es wird ein paar Minuten dauern, ich bin gleich da."
Ich seufzte und schaukelte mich aus dem Bürosessel. Batterien,hmm! Wo waren jetzt wieder diese verdammten Batterien? Konnten diese verdammten Fernbedienungen nicht einmal ohne diese - aber:ach was, dachte ich, wenigstens eine kleine Unterbrechung und machte mich auf die Suche.
Zimmer einhundertneun war ein Pärchen, eine Frau und Herr irgendwas. Eingecheckt hatten sie schon vor meinem Schichtbeginn, aber gleich zu Beginn waren sie von draußen gekommen und ich hatte ihnen den Schlüssel ausgehändigt. Ich hatte sie nicht viel ...
... beachtet. Er war ein nicht unfreundlicher, eicht korpulenter Typ von Ende dreißig. Sie wirkte etwa etwas jünger, war eine schlanke, frauliche Erscheinung, und hatte eine lebendige, aber auch ein klein wenig verlegene Art an sich. Während ich mich zu ihnen zurückdrehte, war mir aber, als hätten sie mich mit einem langem Blick gemustert. Während sie gingen, hatte ich dem Sommerkleid noch einen genussvollen Blick hinterher geworfen.
Ich ließ mir Zeit mit meinem Auftrag und verschloss erst noch Büro und Schlüsselschrank bevor ich los ging. Der Aufzug war oben, aber ich wollte mir ohnehin ein wenig die Beine vertreten. Auf halber Höhe hörte ich dann Schritte und den Aufzug losfahren. Schon mit der Möglichkeit rechnend, daß die Leute inzwischen zur Rezeption gegangen waren, klopfte ich an die Tür. Ich wartete ein klein wenig, und wollte gerade noch mal klopfen, da rief es von innen: "Kommen Sie bitte herein!" Etwas verdutzt rüttelte ich an dem Knauf, um schließlich den Schlüsselbund mit dem General aus meiner Tasche zu kramen. Bevor ich die Tür ganz öffnete, rief ich noch einmal durch den Spalt:" Hallo, ich bringe Ihnen die Batterien. Ihre Tür war zu..." - "Jaja, kommen Sie . Machen Sie auf und kommen Sie rein. Aber machen Sie bitte die Tür wieder hinter sich zu!"
Mit dem Schlüsselbund in der einen Hand, den Batterien in der anderen, drehte ich mich zur Tür hinter mir, und drückte sie wieder zu.
"Ich würde Sie gern bitten,-" rief mir die Frauenstimme zu, noch während ich mit der ...