1. Weeslower Chroniken II - 1997 - Der Sportunterricht


    Datum: 26.01.2019, Kategorien: Schamsituation Autor: nudin

    ... Gefühl von Freude und auch der Dankbarkeit. Sie taten das für ihn.
    
    Tanja hatte sich direkt vor ihn gestellt, ganz nah. Ab und an schaute sie ihn über die Schulter hinweg mit ihren braunen, tiefgründigen Augen an und lächelte sanft. Dann sagte auch sie mit lauter, fester Stimme: „Ja, Frau Kollmann, wir haben Herrn Schneider sogar erlaubt, so zu bleiben, alle, und es ist völlig okay so.“ Michael schaute erstaunt auf sie herab. Er erkannte sie so gar nicht wieder. In ihrem Pferdeschwanz, mit dem sie ihr langes dunkelbraunes Haar zusammengebunden hatte, steckte noch ein kleines Bündel grüner Alge. Vom Baden. Längst getrocknet. Er nahm es ihr vorsichtig heraus, sie spürte die Berührung, drehte sich erneut zu ihm um, er zeigte ihr, was er getan hatte, sie lächelte dankbar. Er musste aufpassen, unten herum die Beherrschung nicht zu verlieren.
    
    „Gut. Ich habe Euch gehört. Und wir, Michael, sprechen noch mal drüber.“ entschied nun Johanna Kollmann mit einem leichten Augenzwinkern. Sie kannte sein `Freiheitsbedürfnis` und war selbst Nacktbaderin, wie fast das ganze Kollegium. Drüben im Altbau gab es einen kleinen Garten, reserviert nur für Lehrer, in dem man unter sich und ungestört die Mittagspausen und Freistunden nach Belieben nackt verbringen konnte. Michael kannte diesen Garten, das sogenannte ´Lehrergehege´ noch gar nicht, der kannte nur dieses schreckliche Provisorium. „Und Ihr beschwert Euch nicht bei Euren Eltern?“
    
    Allgemeines Kopfschütteln und Verneinen. Frau ...
    ... Kollmann zog ab. Die Gruppe freute sich ebenso wie Michael. Er bedankte sich für den Einsatz.
    
    „Gern geschehen. War eine tolle Sportstunde.“ meinte Ricco, wobei er diesmal darauf verzichtete, seinem Lehrer auf die Schulter zu klopfen.
    
    Alle stimmten ein, sogar die schüchterne Paula. Dann gingen sie in kleinen Grüppchen lachend und scherzend in die Halle zum Umziehen.
    
    Nur Tanja blieb bei ihm. „War wirklich schön. Das machen wir wieder, ja?“
    
    „Warum nicht? Auch mit Schwimmen?“
    
    Sie nickte heftig. „Natürlich. Ich denke, das nächste machen noch mehr mit. Beim nackig ausziehen, meine ich.“
    
    „Oder sie bringen Badehosen mit.“
    
    Sie wog den Kopf. „Ja, vielleicht einige. Aber Alexandra und Patrick bestimmt nicht. Die haben im Sommer an der Ostsee FKK gemacht. Haben sie erzählt. Und Jennifer auch nicht, die ist cool. Und ich sowieso nicht.“ Dann trat eine Pause ein, als erwartete sie seine Antwort. Er rang mit sich, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte, und sie kam ihm zuvor. „Vielleicht sehen wir uns ja auch mal so am See. Am Wochenende ist das Wetter wieder besser, denke ich.“
    
    „Und dann kommst Du, wenn Du mich entdeckst, ja?“
    
    „Ja. Sie aber auch, wenn Sie mich da sehen. – Sie haben übrigens eine sehr hübsche Freundin.“
    
    „Danke. – So, nun aber los!“
    
    Er schickte sie hinein und ging selbst in seine kleine, abgetrennte Lehrerumkleidekabine, die kaum, größer als ein Dixi-Klo, aus dünnen Rigipswänden an die Hallenwand geklebt schien. Was war denn bloß mit Tanja los? ...
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