1. Der Spaziergang


    Datum: 10.03.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Nadine Schnitzer-Katzmann

    ... zum hineinbeißen habe, schreie ich so laut ich kann in den Morgen. Meine ganzkörperlichen Kontraktionen sind noch nicht ausgeklungen, da höre ich, wie aus der Ferne, seine warme Stimme. "Guten Morgen" flüstert er mir sanft ins Ohr. Als ich mich vom Sturm erholt hatte antwortete ich ebenso "Guten Morgen". Und als sein Bringer so erschlafft war, das er aus mir heraus glitt, sagte er: "Du kannst zuerst ins Bad und ich koche und inzwischen einen Kaffee".
    
    Es ist gemütlich warm in dem kleinen Raum. Ich drehe das Wasser auf und greife nach dem einzigen vorhandenen Duschbad. Es riecht fruchtig, ist angenehm auf der Haut. Langsam steigere ich die Temperatur des Wassers, bis es kaum noch auszuhalten ist. "Ob er nochmal unter die Dusche kommt?" denke ich beim Abseifen meines Körpers. Aber er kommt nicht, steckte nur kurz den Kopf zur Tür herein und lächelte mich an "fertig werden!" sind seine aufmunternden Worte. Ich beeile mich und, das mache ich immer so, drehe das warme Wasser komplett ab. Nun traf es mich wie Nadelstiche und ich konnte zusehen, wie mein Körper komplett rot wurde. Eiskalt ist das Wasser, was auf einen Brunnen schliessen lässt, den er hier zu nutzen scheint. Ich schlinge mir nur flüchtig das Duschhandtuch um und ging ins Wohnzimmer, wo er den Tisch eingedeckt hatte und appetitanregender Kaffeeduft in der Luft liegt. Er weist mich an, Platz zu nehmen und schenkt mir einen Kaffee ein. Sein kleiner Küchenofen verbreitete strahlende Wärme, das Knistern des brennenden ...
    ... Holzes rundete die morgendliche Behaglichkeit ab. Er wirkt selbstsicher und entspannt. Ist das Routine, was hier läuft oder versucht er nur mehr Ruhe auszustrahlen als angebracht ist? Naja, das soll überhaupt nicht mein Thema sein. Ich bin so erfreut über diesen aufmerksam und liebevoll gedeckten Tisch, dass ich mir einrede, er habe das nur für mich gemacht. Der Gedanke gefiel mir. Während des Essens kommen wir wieder über viele Dinge ins Gespräch, ich beobachte ihn, versuche, mir jedes Detail seines Wesens einzuprägen, damit ich es immer abrufen kann, wenn ich mich an diese Begegnung erinnern möchte. Er fragt mich, wie ich mir vorstelle, nach Hause zu kommen. Darüber hatte ich auch schon nachgedacht. Nein, ich wollte nicht, dass er mich irgendwohin bringt. Er meint, nach einem weiteren ca. 20minütigen Fussmarsch käme ich an eine Strasse, die ganz gut frequentiert sei, es wäre also ab da relativ einfach, zur nächsten Ortschaft zu kommen. Ja das klingt gut. Und, es nützt ja nichts, ich muss zurück. So gehe ich dann erneut ins Bad und ziehe mir meine Sachen an. Er räumte inzwischen die Reste des Frühstückes weg. Wie kann ich diesem Mann nur noch irgendwie danken? Oder war alles getan?
    
    Als ich aus dem Bad komme, ist er bereits dabei, sich anzuziehen, offenbar hat er vor, etwas im Freien zu tun. Diese Aufbruchstimmung gefällt dem armen Hund, der sein Frauchen unerwartet dermassen schreien hörte, dass er vor Schreck aus dem Zimmer gerannt war, auch. Darum dauert es nicht lange ...
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