1. Der Spaziergang


    Datum: 10.03.2020, Kategorien: Romantisch Autor: Nadine Schnitzer-Katzmann

    ... wühlte mich unheimlich auf. Meine Füsse fühlen sich wohlig in den filzigen Herrenpantoffeln. Offenbar sind sie weit entfernt davon, heute noch so etwas wie einen Rückmarsch vollführen zu wollen. Es ist irre, scheinbar kann er Gedanken lesen, er sagt:" naja zurück kannst Du heute auf keinen Fall mehr, Du kannst gern hier bleiben, ich habe genügend Platz und freue mich über so unverhoffte Gesellschaft." "Na wenn das kein Angebot ist", höre ich meine rechte Seite frohlocken, die linke will gerade kopfschüttelnd anfangen mit der Predigt, als er hinter mich tritt und behutsam meinen Nacken greift. Seine Hände sind weich und warm. Ganz sanft beginnt er meinen Nacken zu massieren, von den Schultern bis zum Haaransatz.
    
    Ich bin total verspannt, das Tragen des Rucksackes bin ich nicht mehr gewöhnt. Mich überzieht eine Gänsehaut von oben bis unten und ich kann nichts dagegen tun. Ich warte darauf, dass er sich meinen Brüsten zuwendet, doch das tut er nicht. Gekonnt zieht er sich zurück und ich weiss, dass er weiss, dass er im rechten Moment den Schalter bei mir umgelegt hat. Ich will mehr.
    
    Doch zunächst räumt er in aller Ruhe den Tisch ab und ich schaue mich ein bisschen um. Gemütlich ist es in der kleinen Wohnküche, er hat viel Holz verbaut, viel selbst gemacht, das sieht man. Passt zu ihm und seiner Individualität. Ich schaue ihn an, wie er so dasteht und mir den Rücken zukehrt. Er ist gross, schlank, etwa mein Alter, unwesentlich älter würde ich denken. Seine Bewegungen sind ...
    ... sicher und routiniert, sieht nicht so aus, als wäre er nur gerade eben mal auf sich gestellt, er hat seinen "Laden" im Griff.
    
    Als er den Küchentisch abwischt, schaut er mich an und sagt, ich solle es mir doch in der Couchecke gemütlich machen. Er wolle noch schnell ein Feuerchen im Ofen machen und dann käme er auch dazu. Auf die Frage ob Wein oder Bier antworte ich mit Wein, obwohl es egal ist, ich bin kein Weinkenner und auch kein Bierexperte, dazu fehlte mir einfach die "Durchhalte" und das Training. Und, ich vertrage auch nichts, zum Glück ist mein Magen nicht leer, sonst wäre die Gefahr gross, beizeiten einzuschlafen oder dummes Zeug zu reden.
    
    Ich platziere mich genau in der Mitte des L-teiligen Sofas, somit kann er sich aussuchen, welche Seite, welches Plätzchen er bevorzugt. Die Lichtverhältnisse sind spärlich, aber das ist gut so. Es soll ja, irgendwie, ein gemütlicher Abend werden. Ich lasse die Filzpantoffeln unter mir und ziehe meine Beine mit auf das Sofa. Zuhause würde ich jetzt vermutlich zur Decke greifen, mich einkuscheln und die Glotze einschalten, aber hier ist ja noch dieser Mann.
    
    Er kommt entspannt zu mir herüber und bringt den Wein mit und setzt sich sofort dicht neben mich, wir stossen an und er wünscht uns einen schönen Abend. Ich versuche cool zu bleiben, als ich das erwidere, aber als ich seine Wärme so dicht an meiner Seite spüre, fange ich an zu zittern vor Aufregung. Er nimmt mir das Glas ab und nimmt meine Hand, ich glaube, er spürt, wie ...
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