1. Wenn die Nachtigall erwacht 12


    Datum: 05.03.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: by_Faith_

    ... seine maskulinen Merkmale noch vorteilhafter zu Geltung gebracht, als dies vorher schon der Fall war. Die blauen Streifen auf seinen Schläfen waren der einzige Akzent seines ansonsten schwarzen Körpers - er war stolz auf diese Farbe.
    
    ‚Du musst darauf achten, dass du deine menschliche Gestalt annimmst, wenn du dich unter Menschen aufhältst', sagte V'nyx der V.
    
    Die beiden Cerebrate schwammen wieder im Waschbecken und beobachten die neue Drohne bei ihrem ersten Versuch, die Erscheinung zu ändern. Es gelang Sam erst beim zweiten Anlauf und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Doch dann sah sein Spiegelbild wieder so aus, wie er es gewohnt war.
    
    *
    
    Der Vormittag neigte sich dem Ende zu, als Sam mit seinem Auto losfuhr und kurz danach auf dem Parkplatz einer großen Shopping-Mall anhielt. Es war der Tag nach Thanksgiving. An diesem Tag gab es traditionell große Rabattschlachten und die Leute strömten in die Kaufhäuser, als gäbe es morgen nichts mehr zu kaufen. Er kämpfe sich durch das Gedränge und rang mit der latenten Angst, dass jemand mit dem Finger auf ihn zeigte. Niemand beachtete ihn, als er in ein Geschäft für Damenbekleidung ging und von Unterwäsche über Oberbekleidung bis zu einer Winterjacke und Schuhen eine komplette Ausstattung in Miriams Größe einkaufte.
    
    Bei den Lebensmitteln kaufte er die dreifache Menge von dem, was er normal für ein Wochenende plante. Alles dauerte heute länger, da an den Kassen lange Schlangen standen und sich alle gegenseitig im Weg ...
    ... waren. Das Gedränge und die überheizte Kaufhausluft waren ihm schon immer ein Gräuel, heute rang er zusätzlich mit der Gewissheit, nicht mehr Teil dieser Welt zu sein.
    
    ‚Du bist ein Teil dieser Welt! Du musst dich für nichts schämen!', mischte sich Miriam in seine Gedanken ein und machte ihn auf eine Pizzeria aufmerksam.
    
    *
    
    Als Sam zurückkam, schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich von innen dagegen.
    
    »Gib mir eine F18--Super Hornet und eine aussichtslose Mission, aber schicke mich nie wieder zum Einkaufen -- Krieg ist einfacher.«
    
    Miriam nahm ihn dankbar in die Arme.
    
    »Ich bin so froh.«
    
    »Warum?«, fragte Sam, der die Umarmung nicht erwidern konnte. An jedem Finger hing eine Einkaufstüte und er balancierte zudem noch zwei Pizzakartons auf den Handflächen.
    
    »Weil du deine Ironie behalten hast.«
    
    Sam stellt die Einkäufe ab. Dann schaute er Miriam fragend an, sie neigte den Kopf grinsend.
    
    »Manchmal werden Drohnen zu regelrechten Zombies ohne Persönlichkeit. Und wer will schon von einer Horde Schwachköpfe umgeben sein?«
    
    »Und du hast alles richtig gemacht?«, fragte Sam.
    
    »Bis jetzt kann ich zumindest keinen Fehler erkennen«, sagte Miriam mit einem großen Bissen Pizza im Mund, »und ich wusste nicht, was Ellens Wirkstoffe in dir angerichtet haben.«
    
    Nackt, aber in menschlicher Erscheinung, setzte sich Sam im Schneidersitz neben Miriam aufs Bett und öffnete den Karton seiner Pizza.
    
    »Ich bin also eine Drohne?«
    
    »Ja und du fühlst dich gut«, sagte ...