Live Your Life with Grace
Datum: 15.03.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: bysurenda
... würde? Ich brauchte also einen Menschen. Einen Wärter. Besser: Eine Wärterin. Aber unbeugsam musste sie sein, absolut unbestechlich. Aber vertrauenswürdig, absolut vertrauenswürdig, schließlich wollte ich ihr den einzigen Schlüssel aushändigen. Und vertraulich musste sie auch sein, niemand aus meiner Bekanntschaft dürfte von ihr wissen.
Es gab nur eine Lösung: Eine Prostituierte. Also zog ich abends durch die Strassen. Ich huschte durch fahl beleuchtete Viertel, drückte mich um schmuddelige Ecken, inspizierte Gesichter mit aufgespritzten Lippen, beäugte viel zu üppige Körper in zu engen Dressen, ließ mich mit „Wo gehts denn hin, Süßer" anquatschen und schüttelte mich jedesmal wie eine nasse Katze, wenn ich aus dem Elend wieder draussen war. Also blätterte ich in der Folge Kontaktseiten, in der Hoffnung auf einen höheren Standard.
Mein erstes Treffen fand mit Amelie statt. Ihr Auftreten übertraf sogar noch das Photo in der Announce. Langes brunettes Haar, große Augen und ein schlanker Körper. Trotzdem war schnell klar, dass ich dem gereizten Duktus ihrer Worte nicht folgen konnte, ihr hysterisches Lachen erinnerte mich an Clockwork Orange und ihre nervösen, ausgedörrten Finger konnte ich keinesfalls an meinem Vorhaben teilhaben lassen. Nichtsdestotrotz erzählte ich ihr davon. Als ich erwähnte, dass ich einen Keuschheitsgürtel trage, verzog sie den Mund, als hätte ich einen Witz von der üblen Sorte gemacht. Dass ich als Single zu einer Frau ging und sie bezahlen ...
... wollte um enthaltsam zu leben, erzeugte eine Widersprüchlichkeit in ihr, die einen Kurzschluss unter ihren brunetten Haaren verursachte. Über ihrem Kopf sah ich eine kleine Rauchfahne aufsteigen und roch den Geruch von Verbranntem, als kurz darauf die Lebendigkeit in ihren Augen verglomm.
So versuchte ich es als Nächstes mit Grace. Trotz des letzten Mißerfolgs war ich entspannt, fast heiter. Schließlich war es noch ein weiter Weg bis zum Buchstaben „Z". Diese Besuche versüßten meinen Tag und ich fühlte den scheinbaren Gegensatz des Eremiten aus heiterer Entrücktheit und vollem Leben. Da wusste ich, dass mein Plan aufgehen würde. Auch wenn ich es nicht verstand: Je mehr ich entsagte, desto unmittelbarer wurde der Augenblick.
Grace war der Prüfstand meiner Entschlossenheit. Sie war das Maß jener Dinge, die in meinem Kopf herumspukten. Die Zensur der Realität. Sie verstand, worum es mir ging und lächelte belustigt. Dieses Lächeln war frei von Vorurteil und verursachte mir ein wohliges Kribbeln im Magen. Es war eingerahmt zwischen blonden Haaren und in ein Gesicht gesetzt, das ebenso unerschütterlich wie sympathisch wirkte. Sie war hinreißend: helle Haare, deren Spitzen einen schwarzen Kaschmirpullover umspielten, ein beiger Rock, der sich um zwei Oberschenkel drappierte, die sich erst an den Knien berührten. Die schwarzen Strümpfe nahmen die Farbe des Pullovers wieder auf und gaben ihrer Erscheinung ein farbliches Thema.
Sie schmunzelte, als ich erwähnte, dass ich einen ...