1. Live Your Life with Grace


    Datum: 15.03.2020, Kategorien: BDSM Autor: bysurenda

    ... Leichtigkeit den Druck aus unserer Begegnung. Dass sie mir ein Handtuch auf den Badewannenrand gelegt hatte, war eine Zustimmung, die es mir leicht ums Herz machte. Ich fühlte mich ihr nah. Sie lächelte wissend als sie mir die Teetasse reichte. Aber sie lächelte fast immer, dachte ich, und dabei musterten mich ihre Wasseraugen wie das Wunder Mensch an und für sich. Ich lächelte zurück und bedankte mich bei ihr.
    
    Sie ging an mir vorbei ins Wohnzimmer, wo wir uns gegenüber auf der Couch niederließen. „Und, wie ist es dir ergangen in der ersten Woche deines ...", sie zögerte, um nach dem richtigen Begriff zu suchen, „... deines Projekts?" Ein Projekt ist das also und keine Torheit, dachte ich kurz mit einem Anflug von Erleichterung und bemühte mich sogleich um eine Antwort, die ihre Ehrlichkeit nicht verhöhnen würde. Ich erwähnte meine Zweifel, kaschierte sie mit sachlichen Aussagen über meine gute Befindlichkeit und erklärte, dass ich mich voll geistiger Energie fühlte, wie nach der Befreiung von einem Laster. Als hätte ich mich und die Welt verwandelt und könnte Ungeahntes verwirklichen. Sie lauschte mit ihrem Blick über die Teetasse hinweg, zwei idente Zwillingsaugen. „Und geht dir denn nichts ab?", wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf - als Antwort auf ihre Frage und als Abwehr ihres intimen Vorstosses. Eine andere Antwort hätte ich nicht verbalisieren können ohne schlüpfrig zu werden. Sie zuckte nonchalant mit der schwarzen Schulter und trällerte: „Für mich wäre ...
    ... das nichts" und gluckste ein kehliges Lachen.
    
    Sofort senkte sich eine peinliche Stille auf uns und immer hatte ich das Gefühl sie mustere mich. Ich rettete mich in einen Schluck Tee. Er war zu heiß für meinen Geschmack, sie trank offenbar gern heißer als ich. Da er von der Stille überdauert wurde, ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen, um nicht ihren Blick entgegnen zu müssen ohne ein Thema parat zu haben.
    
    An einem der beiden hohen Fenster stand ein alter, hölzerner Schreibtisch, ein ausgewähltes Stück vom Altwarenhändler. Sonst gab es ein Sideboard mit geschlossenen Schiebetüren und einer sitzenden Buddhastatue, aus deren Kopf ein Lampenschirm ragte. Was für eine blasphemische Deutung von Buddhas Erleuchtung, schoß es mir durch den Kopf.
    
    „Ich habe meinem Freund von deinem Vorhaben erzählt", brach sie das Schweigen und es gab mir einen Stich, weil jemand Fremder in unsere Privatsphäre eindrang. „Er findet es nicht normal", sie dehnte „normal" in die Länge, als müsse sie das Wort erst abschmecken. „Ich habe ihm gesagt, dass es um die Motivation dahinter geht, nicht um die Erscheinung. Es soll keine schlechteren Irrwege geben, als jene aus Liebe", schloß sie verklärt.
    
    „Ich hatte meine Chance auf Liebe, aber sie ist verwirkt", bestätigte ich sie. Ich würde alles geben, nochmal zurückkehren zu können." Oder nicht wirklich alles, dachte ich, weil die Vergangenheit bereits auch das Schlechte offenbart hat, während die Zukunft es noch konserviert und vorenthält, ...
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