1. Junge Männer im Morgenlicht


    Datum: 12.03.2019, Kategorien: Schwule Autor: byBartolomeu_Dias

    ... einladenden Geste entgegenzustreckten, bot der junge Mann ein Bild von schlicht überwältigender Anmut und Schönheit.
    
    Als ich nach einem kurzen Moment der Versunkenheit in seinen strahlenden Anblick, um mich schaute, wurde mir gewahr, dass offensichtlich außer mir, keiner der vielen umstehenden Menschen, diesem Moment außergewöhnlicher Schönheit irgendeine Beachtung geschenkt hatte. Jeder einzelne von ihnen schien mir gänzlich blind, und vollständig in seiner jeweils eigenen Welt gefangen zu sein.
    
    Da wir uns im strengen Norddeutschland befanden, und nicht in Indien, wurde mir schmerzlich bewußt, dass es mir bedauerlicherweise kaum möglich sein würde, mich vor diesem fremden Mann niederzuknien, und zum aufrichtigen Zeichen meiner Demut, seine nackten Füße zu küssen. Wie gerne hätte ich die feinen Härchen auf seinen Fußrücken an meinen Lippen gespürt.
    
    Junge Männer im Morgenlicht 04
    
    An diesem noch recht frühen Vormittag findet auf unserem kleinen Rathausplatz zwar der Wochenmarkt statt, doch sowohl das Aufgebot an Verkaufsständen, als auch die Anzahl an Besuchern ist heute erstaunlich gering. Fast verwaist liegt der Platz im diesigen Sonnenlicht vor mir, und auch nur wenige der hier üblicherweise stets anzutreffenden Alkoholiker hat sich bereits zu einer Frühschicht eingefunden.
    
    Während ich noch etwas enttäuscht die trostlose Szenerie betrachte, steht ganz unvermittelt ein Mann neben mir, dessen Nahen meiner Aufmerksamkeit entgangen war. Groß, schlank, ganz ...
    ... in Schwarz gekleidet, und mit einem jugendlichen Auftreten zwar, aber näher betrachtet, doch bereits im reiferen Alter. Seinen Kopf kokett leicht zu einer Seite geneigt, fragt er, ob er mich denn wohl ansprechen dürfe.
    
    Etwas erschrocken wie ich durch sein plötzliches Auftauchen war, machte ich mich innerlich sofort auf eine tätliche Auseinandersetzung gefasst, und spürte wie blitzartig Spannung meine gesamten Muskulatur erfasste. Doch das, was dann tatsächlich geschah, das traf mich wirklich völlig unerwartet, und es ließ mich für einen Moment fast sprachlos werden vor Erstaunen.
    
    Er sei zu mir herüber gekommen, weil er mir sagen wolle, nein sagen müsse, was für ein geiles, ja wirklich geiles Hemd ich tragen würde, das sähe einfach nur klasse aus an mir. Mein verdutztes Gesicht studierend fügte er erklärend an, ihm fiele so etwas eben auf, und er sei einer der Wenigen, der die Menschen dann auch direkt anspricht, und es ihnen sagt, wie gut sie aussehen.
    
    Vermutend, daß der Mann sich wohl einen dummen Scherz mit mir erlauben wollte, murmelte ich ein paar unverbindliche Dankesbekundungen, musterte ihn möglichst unauffällig, und versuchte meiner Stimme ihre kurzzeitig verlorengegangene Selbstsicherheit zurückzugeben. Doch bevor ich mir noch einen Reim auf diese wahrlich sonderbare Situation machen konnte, ergriff der durchaus sympathisch und aufrichtig wirkende Mann erneut die Initiative, und versetzte mich ein zweites Mal in grenzenloses Erstaunen und in zunehmende ...