1. Kitja 03: Neue Erfindungen


    Datum: 14.03.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie, Autor: bykeinAutor

    ... Krug Wasser. Er vergisst immer, genügend zu trinken.
    
    Kitja füllte einen Krug mit frischem Wasser und stellte ihn neben einen Becher auf ein kleines Tablett. Dann ging sie damit in Richtung der Werkstatt ihres Vaters, die im hinteren Teil des Erdgeschosses lag. Schon auf dem Flur konnte sie das gleichmäßige Surren der Drehbank hören, an der ihr Vater für gewöhnlich den ganzen Tag saß.
    
    Sie drückte die Tür mit dem Ellbogen auf und schob sich in den niedrigen Raum, dessen Luft voller Holzstaub war. Aber Kitja störte sich nicht daran. Für sie war vor allem der eigentümliche Geruch, die Mischung aus Holz, Staub, Lack und Leim, der in dieser Werkstatt hing, mit einem tief verwurzelten Gefühl von Zuhause und Geborgenheit verknüpft. Früher, als sie noch klein war und ihr Vater nach der Arbeit im Dunkeln noch an ihr Bett getreten war, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben, hatte sie ihn allein an diesem Geruch, der auch ihn ständig umgab, erkannt, ohne die Augen öffnen zu müssen. Erst danach hatte sie beruhigt und zufrieden einschlafen können.
    
    „Ach, du bist es."
    
    Ihr Vater wandte ihr kurz das Gesicht zu und schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln. Dann widmete er sich wieder dem Werkstück, das sich mit schwindelerregender Geschwindigkeit in der Drehbank um die eigene Achse drehte.
    
    Eine Welle beruhigender Geborgenheit überkam Kitja. Bei ihrem Vater fühlte sie sich wohl und sicher. Wir die meisten Männer war er maulfaul und hatte Schwierigkeiten damit, seine Gefühle ...
    ... auszudrücken. Aber Kitja hatte gelernt, die kleinen Anzeichen in seiner Mimik, seinen Gesten und seinen wenigen Worten zu lesen. Er freute sich wirklich, sie zu sehen.
    
    Und auf einen Schlag erkannte Kitja, was ihre Mutter dazu bewogen haben konnte, gerade diesen Mann zu heiraten und -- nach allem, was Kitja wahrnehmen konnte -- zu lieben. Sein Lächeln war warm und zärtlich gewesen, seine Augen hatten aufgeblitzt und die Fältchen in den Augenwinkeln hatten sich vertieft, was ihm einen fröhlichen, jungenhaften Ausdruck verliehen hatte. Auch wenn man es ihm nicht sofort anmerkte, in solchen Augenblicken spürte man, wie humorvoll und liebevoll er unter seiner unscheinbaren Oberfläche war.
    
    Wer wohl die Initiative ergriffen hatte, als die beiden zum ersten Mal alleine zusammen gewesen waren? Kitja war es beinahe unmöglich, sich vorzustellen, dass ihr Vater aktiv geworden war, so wie es Gero getan hatte. Aber das ließ nur noch die Möglichkeit offen, dass ihre Mutter ihm gezeigt hatte, was er tun sollte. Oh, das war aber mal eine Erkenntnis! Wie sie es wohl angestellt hatte?
    
    Kitja stellte fest, dass sie leicht zittere, als sie etwas Wasser in den Becher einschenkte und den Krug mit einem Tuch abdeckte, damit kein Staub hinein kam. Dann trat sie neben ihren Vater und wartete, bis er ihr das Getränk aus der Hand nahm und zum Trinken ansetzte.
    
    Während er in kleinen Schlucken trank, sah ihn Kitja von der Seite an. Jede Kleinigkeit seiner Erscheinung war ihr vertraut. Trotzdem sah ...
«12...456...9»