1. Eine Frage des Alterns


    Datum: 18.06.2020, Kategorien: Reif Autor: Linette

    ... Streit zwischen den beiden, und ich hörte von ihr die Worte, wie sie zischte: "Du willst doch immer nur das eine!" Klar, aber das mögen wir Frauen doch auch ganz gerne. Wutentbrannt rauschte sie ab. Ich pirschte mich an ihn ran. Die Gelegenheit war günstig, und ich war scharf auf so einen stattlichen Bock. Wenn er nur das "Eine" wollte, kam er mir gerade zur rechten Zeit in die Quere.
    
    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen. Ich wählte die direkte Methode. Ich stand in seiner Nähe, ließ ganz aus Versehen mein Taschentuch fallen und bückte mich danach. Dabei drehte ich ihm meinen Hintern zu, und mein Rock rutschte ein Stück in die Höhe. An dem Tag trug ich Nahtstrümpfe. Ich kenne keinen Mann, dem das nicht sofort ins Auge sticht. Er beeilte sich, mir beim wieder aufrichten behilflich zu sein. Das Andocken hatte geklappt, wie man in der Schifffahrt sagt. Er lud mich zu einem Glas Wein ein in einem nahegelegenen Lokal. Ich ging mich mal kurz frisch machen und öffnete jeweils einen Kopf oben und einen unten vorne an meinem Kleid. Ich setzte mich über Eck zu ihm an den Tisch und schlug meine Beine übereinander. Dabei fielen die Rockhälften meines Kleides weiter auseinander und gaben ihm gute Aussicht auf meine Beine. Meine Beine sind eins meiner schlagenden Argumente, wenn es um Männer geht. Auch er zeigte sich nicht unbeeindruckt, wie ich registrierte. Mein oberer geöffneter Knopf bewirkte ein Übriges. Von da an war es nur eine ...
    ... Frage der Zeit, wann ich ihn zu mir nachhause locken konnte.
    
    Und dann kam der Tag, von dem man sagen könnte, einmal ist immer das erste Mal. Er war immer noch nicht alt mit seinen einundfünfzig Jahren, aber mit zwanzig Jahren Differenz war er deutlich älter als ich. Es war eine Art Werbeveranstaltung für seinen Sportverein, und er hatte irgendeine Funktion im Vorstand. In dieser Eigenschaft warb er für seinen Verein als Redner. Man kann das bieder, ernst und langweilig machen, oder man gestaltet es humorvoll mit Witz und Ironie. Gero verstand sein Handwerk, und er nahm sich selbst dabei auf die Schippe, wie er als kleiner, unbeholfener Junge keinen einzigen Ball fangen konnte. "Heute", so beendete er seinen Vortrag, "gibt es nichts mit ballähnlichen Rundungen, was mir fremd wäre und mich vor unlösbare Probleme stellen würde." Wissend lachten und klatschten die anwesenden Gäste.
    
    Ich schnappte ihn mir nach Beendigung seines Vortrags und gab vor, Interesse an sportlichen Aktivitäten zu haben. Nur zu gern, schon wieder meldete sich mein untrügliches Gefühl, nur zu gern ging er auf mich und meine Fragen ein. Er besorgte uns zwei Gläser Wein, und wir standen gemütlich an einem Stehtisch beieinander. Ich begann, ihn auszuforschen. Von vornherein war mir klar, dass er nicht zu meiner Altersklasse gehörte, und er machte auch keinen Hehl daraus, als er mir verriet, gerade seinen einundfünfzigsten Geburtstag gefeiert zu haben. Ihn schien der Schritt auf die Sechzig hin, nicht zu ...
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