Pfarrhaus 03
Datum: 28.01.2019,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
... Geistlicher besonders herauskehren würde.
Mit der anderen Überraschung hatte ich auch nicht gerechnet. Ich sollte zum Treffen mit dem Beirat dazu noch hochhackige Schuhe tragen! Als ob die ganze andere ungewohnte Kleidung nicht schon eine genügend starke Herausforderung war. Seufzend versuchte ich mich mit den Schuhen. Es ging gar nicht! Ich war derartig unsicher auf den Beinen, dass selbst der Pater einsah, dass dies keinen Sinn machte.
„Gut, Maria -- ich kann es selber sehen. Das macht noch keinen Sinn, das musst Du erst richtig lernen, bevor Du es in der Öffentlichkeit erprobst. Aber ich bestehe darauf, dass Du es zum Essen heute Abend ausprobierst!"
Ich nickte einfach, obwohl ich mir noch nicht einmal sicher war, ob es überhaupt etwas zum Feiern geben würde. Wer sagte denn, dass der Beirat nicht den ganzen Schwindel durchschauen würde? Seine Cousine -- war das nicht eine Gefahr, dass jemand nachfragen würde?
Der Gang hinüber zu dem Treffen war an sich schon etwas, das mich nervös machte. Dieser, - dieser Tanzgürtel machte sich dadurch bemerkbar, dass bei jedem Schritt ein leichter Zug auf den jeweiligen Strumpf fühlbar war. Das war arg irritierend, weil es mich nicht vergessen ließ, was ich an frivoler Unterwäsche trug. Es mochte ja keiner in der Lage sein, das zu sehen, aber ich wusste es trotzdem. Der enge Rock ließ mich zudem nicht richtige Schritte machen, sondern ich war gezwungen, meine Schrittlänge zu begrenzen. Und dann war da noch das Gefühl des ...
... Betrügens -- ich war ja nicht seine Cousine.
Glücklicherweise war der Pater derjenige, der am Anfang am meisten sprach. Ich war mir nicht sicher, ob ich einen Ton herausbekommen hätte. Als keiner „Betrug! Schwindel! Gauner!" geschrien hatte, wurde ich langsam ruhiger. Plötzlich richtete ein älterer Herr seine Stimme an mich:
„Fräulein von Roden, der Pater sagt, dass Sie geeignet seien, um eine Ausbildung als Chorleiterin zu machen und schon jetzt mehr als eine Bereicherung für unseren Kirchenchor wären. Können Sie uns eine Probe Ihres Könnens geben?"
Spontan wählte ich ein bekanntes Lied aus dem Repertoire meines vorherigen Knabenchores, das einen hohen Stimmumfang erforderte. Ich sang es zunächst in dem Arrangement für eine Altstimme, dann noch einmal für einen Sopran. Der Mann war tief beeindruckt.
„So einen mühelos beherrschten Stimmumfang habe ich selten bei einer so jungen Frau gehört. Ja, ich stimme der Meinung von Pater von Roden zu."
Später erfuhr ich, dass es der ehemalige Kantor der Gemeinde war, der durchaus bekannt in Hamburg war und im Beirat großes Ansehen genoss. Alle anderen Punkte erforderten keine Beteiligung meinerseits. Nach meiner Probe vertrauten sie dem Pater beinahe blind, was mich betraf.
Danach konnten wir wieder zurück in das Pfarrhaus. Der Pater bestand darauf, dass ich unbedingt die hochhackigen Schuhe für eine Weile ausprobieren sollte. Ich gab nach und versuchte mich da dran. Es war mühsam. Sicher auf den Beinen zu sein, erforderte ...