Pfarrhaus 03
Datum: 28.01.2019,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
... eine nicht zu unterschätzende Konzentration, selbst wenn es um ausgesprochen langsames Gehen ging. Jeder Versuch schneller zu gehen, verbot sich sehr schnell von sich selbst aus. Der Pater war jedoch zufrieden, dass ich es probierte und als ich auf seine Aufforderung hin einmal den Esstisch in einem für ihn akzeptablen Tempo umrundet hatte, kündigte er an, dass wir den heutigen Tag feiern müssten und verschwand in der Küche. Er kam mit zwei Sektgläsern und einer halben Flasche Sekt wieder zurück:
„Maria, der heutige Tag muss gefeiert werden. Ab heute steht uns kein großes Hindernis mehr im Wege. Ich kann Dich zur Ausbildung als Chorleiterin anmelden -- und wir werden keine Opposition vom Beirat zu fürchten haben. Deine Ausbildung als Pfarrhaushälterin werde ich persönlich in die Hand nehmen und auch da sehe ich kein Hindernis, was dem im Wege stehen würde. Also möchte ich mit Dir anstoßen auf gutes Gelingen!"
Ich hatte noch nie Sekt getrunken und es war ein echtes Erlebnis. Das Zeug sprudelte köstlich in meinem Mund und es gefiel mir. Er bat mich dann, aus dem Kühlschrank einige Dips zu holen, die für die Grissini vorgesehen waren. Weil ich so langsam und vorsichtig ging, bekam ich auch mit, wie er hinter mir herschaute. Ich merkte ja selber, dass mein Gang anders war -- mehr in einer wiegenden Art - als ohne diese hohen Absätze. Das konnte ich aber nicht ändern, weil ich mich schon so stark konzentrieren musste, um überhaupt sicher zu gehen.
Er belehrte mich nach ...
... meiner Rückkehr, dass Grissini feine Brotstangen aus Italien wären, die gut zum Sekt passen würden. Ich hatte noch gar nicht mein Glas ganz geleert, da goss er es mir auch schon wieder voll.
„Salute, Maria. Auf das italienische Brot und danach den französischen Wein und Käse. Den Käse holst Du bitte aus dem Kühlschrank -- und richtest ihn etwas dekorativ an. Ich werde in der Zwischenzeit eine gute Flasche Wein aus Bordeaux öffnen, damit der Wein atmen kann. Dann schneide ich uns noch etwas Weißbrot auf und wir machen es uns gemütlich."
Das hörte sich sehr gut an. Ich hatte genügend im Kursus gelernt, um den Käse mit etwas Salat, Salzstangen und Oliven appetitlich anzurichten. Der Pater war zwar nicht ganz mit den von mir ausgewählten Messern zufrieden, aber er tat das mit einem ‚Ich will mal heute nicht so sein' einfach ab.
Ich musste mein Glas Sekt leeren, bevor er mir in das hübsche Weinglas den samtig roten Bordeaux-Wein einschenkte. Er stieß mit mir an und ich war total überrascht, wie ausgesprochen gut der Wein schmeckte. Im Vergleich damit war der Messwein, den ich ja bisher nur kannte, bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen. Ich ließ mir den Wein auf der Zunge zergehen und probierte dazu, wie vom Pater vorgeschlagen, die verschiedenen französischen Käsesorten aus. Ich mochte den Brie am liebsten, während der Pater den sogenannten Comté bevorzugte. So langsam merkte ich aber auch, wie mir der Alkohol zu Kopfe stieg. Dann sollte ich auch noch aus der Küche edle ...