Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês Kapitel 8 – Yoga
Datum: 06.07.2020,
Kategorien:
Schamsituation
Autor: nudin
Sie fuhren nebeneinander und händchenhaltend, sie waren glücklich und verliebt.
„Was haben wir noch alles vor in dieser Woche?“ fragte Inês.
„Wir müssen zusammen ausreiten, unbedingt.“
„Und den Schäfer, den müssen wir auch besuchen. Olav heißt der.“
„Okay, den also auch. Und natürlich endlich an den See, den richtigen. Ach ja, und vielleicht zeigt uns Jasmin mal das `Eden´. Soll eine tolle Thermenlandschaft haben. Ich wollte da schon immer mal hin.“ Und leiser ergänzte sie: „Ist nur so teuer.“
„Vielleicht lädt man uns ja ein? - Aber das ist wirklich genug für eine Woche, finde ich. Wir brauchen ja auch noch Zeit füreinander.“
Das Haus war verlassen. Michael war nach der Nachricht länger in der Schule geblieben. Nadine lag nicht mehr im Bett. Von ihr fehlte jede Spur. Die beiden Mädchen tranken erstmal etwas, duschten, legten sich dann ins Bett und kuschelten träge miteinander. Es war später Nachmittag.
Inês schreckte plötzlich hoch. Wer kümmerte sich eigentlich um Sara und Ivy? Sie erhob sich vom Bett. Julia war eingeschlafen. Inês ging hinunter. Noch immer niemand da. Sie ging in den Hof, hinüber zum alten Forsthaus. Jasmin war nicht da, ebensowenig Aron, der ja die Fotos in der Redaktion sichtete. Aber sie fand Mel und Jonas.
„Wisst Ihr, wo Sara und Ivy sind?“
„Aber die sind doch mit Nadine nach Berlin gefahren. Wusstest Du das nicht?“
Nein. Sie wusste es nicht. Aber sie verstand sofort. Sie versuchte, sie anzurufen, doch erst am frühen ...
... Abend nahm Nadine ab. Nadine suchte die passenden Worte, um zu beschreiben, was mit ihr passiert war. Es war einfach nicht richtig gewesen. Sie wusste ja immer, dass sie Michael verlieren würde. Irgendwann. Vielleicht bald. Aber dass sie auch so schnell Inês wieder verlieren würde, das hatte sie verletzt, tief getroffen. Wobei es doch alles ihr Plan gewesen war, nichts, was überraschend gewesen wäre. Aber es dann zu sehen, wie ihre Inês sofort mit diesem anderen – so viel jüngeren – Ding im Bett gelandet war, die Selbstverständlichkeit, mit der Inês den Platz von Nadine in Weeslow und bei Michael eingenommen hatte, das überforderte Nadine einfach. In Berlin war alles gut gewesen, da passte Inês gut in ihr System, zusammen mit dem gutmütigen, im gewissen Sinne treuen und häuslichen York und ihren Kindern. Aber in Weeslow fühlte sich Nadine plötzlich überflüssig. Und alt. Und vergänglich.
Und nun, fragte Inês.
Ach Kind, seufzte Nadine.
Nachdem sie aufgelegt hatte, stand Inês wie betäubt im Hausflur. Dann löste sie sich aus ihrer Erstarrung. Oben wurde Julia gerade von Michael heftig durchgebumst, ihr Stöhnen drang durchs ganze Haus. Danach aber war ihr gerade nicht. Die Sonne stand noch weit über dem Horizont, es war noch herrlich warm. Sie könnte ein wenig laufen, überlegte sie, das würde bestimmt guttun und ablenken, und in Berlin hatte sie das Joggen völlig vernachlässigt. Inês zog ihre Turnschuhe an. Gern wäre sie nackt gelaufen, aber ganz allein, noch dazu in dieser ...