1. Auf zu neuen Ufern Teil 03


    Datum: 19.03.2019, Kategorien: Schwule Autor: byDer_MainHesse

    ... frech!"
    
    - „Wird' ja nicht du frech!"
    
    - „Also: Meine Mutter hat gestern Abend angerufen."
    
    - „Als ich bei der Betriebsfeier war?"
    
    - „Ja. Sie meinte, dass es sie freuen würde, wenn wir an Weihnachten zu ihnen kommen würden. Und sie und mein Vater sind auch schon sehr gespannt auf dich."
    
    - „Da muss ich vielleicht tatsächlich Angst haben!"
    
    - „Könnte sein! Ich fänd's aber echt komisch, gerade Weihnachten mit ihnen zu feiern, wenn sie dich vorher noch nie gesehen haben. Ich kenn' meine Alten. Und ich kann mich noch zu gut dran erinnern, wie es war als Johannes [Nicos einer Bruder] an Weihnachten mit seiner neuen Freundin angetanzt ist. Das möchte ich uns beiden nicht antun."
    
    - „Oh krass, so schlimm?"
    
    - „Erzähl' ich dir ein anderes Mal. Und ich glaube, dass es besser ist, wenn sie mich vor Weihnachten noch mal sehen."
    
    - „Wieso?"
    
    - „Schon vergessen was am Mittwoch ist?", meinte Nico und zeigte auf seine linke Augenbraue. Tatsächlich hatte er beschlossen, sich an dieser Stelle piercen zu lassen. Er wollte das schon lange machen und dachte, dass der Anfang eines neuen Kapitels seines Lebens in Frankfurt der gute Zeitpunkt dafür sei.
    
    - „Ach so, ja. Das heißt, du willst deinen Eltern schon vor Weihnachten deinen neuen Freund und dein neues Piercing zeigen?"
    
    - „Du bist schnell! Ganz genau. Wir könnten an einem der nächsten zwei Wochenenden hinfahren. Ich möchte aber lieber nicht zu Hause übernachten."
    
    - „Ich fänd's tatsächlich besser, uns irgendwo ...
    ... ein Zimmer zu nehmen."
    
    - „Entweder das. Oder ich frag' bei Katrin nach. Die wohnt ja mit zwei Mädels zusammen und in der WG ist eigentlich immer ein Platz frei. Bei der Gelegenheit könntest du sie auch besser kennenlernen."
    
    - „Hört sich cooler als Hotel an! Von mir aus gerne!"
    
    Ein bisschen mulmig war mir an besagtem Wochenende schon. Auf der einen Seite freute ich mich, die Familie meines Freundes kennenzulernen. Auf der anderen Seite hatte ich Angst vor ihrer Reaktion. Außerdem hatten wir uns bewusst dafür entschieden gehabt, unsere Beziehung der Familie gegenüber geheim zu halten und die Zeit zu zweit in vollen Zügen zu genießen. Dass Nico seinen Eltern doch früher als geplant von uns erzählt hat, lag an einer Reihe von Zufällen ... und am guten Gespür seiner Mutter für Veränderungen im Leben ihres Sohnes. Ich war Nico aber sehr dankbar, dass er die Einladung seiner Mutter, bei ihnen zu übernachten, abgelehnt hat. So würden wir wenigstens leicht fliehen können, sollte es ganz schlimm werden.
    
    Damit wir genug Zeit haben, hatte ich mir den Freitag freigenommen. So fuhren wir am Donnerstag Abend los und kamen spätabends glücklich, aber ziemlich kaputt in Hamburg an. Noch einmal 20 Minuten später klingelten bei Katrins Wohnung in der Schanze. Als sich die Tür öffnete, erschien eine relativ kleine und schlanke Frau mit langen dunkelblonden und lockigen Haaren. Was mir als erstes auffiel, war allerdings etwas anderes: ihr breites Lächeln, das große Freude und Glück ...
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