Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens
Datum: 11.08.2020,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... sein, denn dadurch wurde es für sie einigermaßen erträglich.
Vergessen waren Durst und Leid.
Mit der angelegten Schiene schob ich sie auf die Trage. Ihr rechter Unterarm war auch gebrochen.
Mir fiel eine Last von den Schultern, nachdem ich den letzten Gurt um dieses schlanke Wesen festgezurrt hatte.
Ich strich ihr über die Wange und über die Haare:
Die Helfer zogen das Seil an, und ich sorgte dafür, dass die Trage nirgends verkantete oder hängen blieb. Ich musste es einfach tun, keine Ahnung warum, aber ich küsste sie auf die Stirn, kurz bevor sie oben aus dem Spalt verschwand.
Ich sank erschöpft zusammen. Draußen war es still geworden. Die Meisten der Maschinen waren abgestellt.
Die Bewohner und Helfer hatten sich in die wenigen bewohnbaren Häuser zurückgezogen. Jeder, der irgendwo eine brauchbare Schlafstelle anzubieten hatte, tat das. Wildfremde Menschen teilten sich ihre Häuser, und gewährten Unterkunft. Nahrung, Kleidung, Werkzeug, alles wurde geteilt. Niemals zuvor hatte ich gesehen, dass aus einem Dorf oder einer Stadt, eine kleine Armee wurde, die gegen einen gemeinsamen Feind ankämpfte. Es spielte keine Rolle, wem was gehörte, wer eine 'Waffe' brauchte, bekam sie von irgendwoher.
Erst jetzt begriff ich, dass ich gerade einem Menschen vermutlich das Leben gerettet hatte. Über drei Stunden hatte der Kampf gedauert, und ich hatte gesiegt. Schon oft hatte ich bei Autounfällen Menschen aus ihren Autos herausgeschnitten, und ihnen so den Weg ins ...
... Krankenhaus freigemacht. Aber das hier war etwas völlig anderes. Schon rein Emotional auf einer ganz anderen Ebene.
konnte ich den Sani's noch hinterherrufen.
Völlig ausgepowert schleppte ich mich zu meinem Zelt. Ich freute mich auf mein Feldbett und etwas Einsamkeit. Vielleicht wäre es eine gute Idee, morgen den Seelsorger aufzusuchen. Der Anblick des kleinen Jungen ließ mich nicht los. Und dann dieser Schrei, dieser unmenschliche Schrei der jungen Frau. Ich konnte nicht glauben, dass ein menschliches Wesen solch ein Geräusch verursachen konnte. Unfassbar.
Ich musste weinen, konnte es nicht verhindern, dass mir dicke Tränen über die Wangen liefen. Erst der zerschmetterte kleine Körper, dann dieser Schrei. Ich hatte ihr weh getan, sehr weh sogar. Dabei könnte ich einem Menschen niemals etwas zuleide tun. Aber heute hatte ich keine andere Wahl. Mein Gott, was müssen das für Schmerzen gewesen sein.
Ohne eine kleine Beruhigungstablette war an Schlaf nicht zu denken. Ich wusste aus der Vergangenheit, dass mein Gehirn lange brauchen würde, um die Bilder aus dem Hohlraum zu verarbeiten.
Ich war gerade eingeschlummert, als der Reißverschluss meiner Behausung aufgerissen wurde, und mir mit einer hellen Lampe mitten ins Gesicht geleuchtet wurde:
Das helle Licht verschwand, und übrig blieben zwei helle Punkte in meinen Augen. Mistkerl, hätte der Depp nicht woanders hin leuchten können? Mit einem Ruck wurde der Zipper wieder zugezogen, und Schritte entfernten sich ...