Ahrweiler - oder: das Buch des Lebens
Datum: 11.08.2020,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Plautzi
... und wir hatten uns bis zu unserer Trennung alles erzählt. Vielleicht war ich genau deshalb der Richtige für diesen undankbaren Job.
Das ausgerechnet sie hier lag, das ausgerechnet ich derjenige war, der sie gerettet hatte. War das auch ein Kapitel in meinem Buch des Lebens? War das so vorbestimmt, dass wir uns auf diese Weise, unter diesen schrecklichen Umständen, wiederfinden sollten? Ja, ganz sicher war es das.
Sie ist immer noch so hübsch wie früher. Ihr geschwungener Mund, diese verführerischen Lippen, hatten nichts von ihrem Liebreiz verloren.
Ich sah sie an. Lange, und der Pastor sah, dass hier etwas völlig anders lief, als er erwartet hatte. In zwei oder drei kurzen Sätzen erklärte ich ihm leise die Sache. Sein Gesicht hellte sich auf, dann klopfte er mir auf die Schulter.
flüsterte er mir zu. Ich nickte nur, und sah lieber meiner Imke beim Schlafen zu.
Ich legte ihr meine Hand auf ihre Haare, die wie ein schimmernder Fächer auf dem Kissen verteilt lagen, und strich ihr mit dem Daumen über die Stirn. Das hatte sie geliebt, wenn wir zusammen auf der Couch lagen, und sie ihren Kopf auf meinem Schoß deponiert hatte. Mit geschlossenen Augen schnurrte sie dann wie ein kleines Kätzchen.
Schon beim zweiten Strich mit dem Daumen lächelte sie im Schlaf und murmelte:
Sie schlief. Das bedeutete, sie hatte mich nie vergessen, und vielleicht hatte sie nie ganz aufgehört mich zu lieben.
freute ich mich.
Langsam öffnete sie die Augen und zuckte ruckartig ...
... zusammen, sodass das ganze Gestell bedenklich wackelte, und sie vor Schmerzen aufschrie. Für sie muss es gewesen sein, als stünde ein Geist vor ihrem Bett. Der Schrecken stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Der Geistliche schob mich sanft zur Seite, und stellte sich vor. Aber die ganze Zeit starrte Imke mich an. Sie zitterte.
Der Pastor redete, und sie weinte. Erst ganz wenig, dann stärker. Ich dachte erst es wäre, weil sie gerade den Verlust ihrer Familie mitgeteilt bekam, und man ihr tröstliche Worte zusprach.
Ihr Blick ruhte auf meinem Gesicht. Ihre Augen bewegten sich und tasteten jeden Zentimeter meiner Haut ab.
Das der Mann im Talar seine Hände beruhigend auf ihre gelegt hatte und versuchte, ihr die schlechten Nachrichten so behutsam wie möglich zu überbringen, davon bekam Imke nicht mit.
So als wäre der Pfarrer gar nicht im Raum sah sie an ihm vorbei und sagte:
Ihr Blick, der eben noch weich und voller Leben war, wurde starr und kalt. Bewegungslos fokussierte Sie ein Bild an der Wand. Ihr Hände krallten sich in die Bettdecke. Dann begann sie zu hysterisch zu schreien, trommelte mit ihren Fäusten auf das Bett. Verfluchte den lieben Gott und schrie ihn an, wieso er ihr das angetan hätte.
Ich beugte mich zu ihr runter und versuchte sie in den Arm zu nehmen. Ich wollte sie beruhigen, dachte, ich könnte es, weil ich ihr vielleicht immer noch ein wenig nah wäre.
Sie ließ es nicht zu, stieß mich weg, und schrie uns an sie endlich allein zu ...